Die erste Magento Live Europe ist vorbei. Im Vorfeld wurde die Veranstaltung von Händlern und Partnern heiß erwartet. Die große Frage ist nun: Wie wird es in Zukunft mit Magento weitergehen? Und: Was hat Inhaber Adobe geplant?
Erste technologische Annäherungen mit Adobe
Die Ankündigungen von Adobe bzw. Magento auf der Magento Live waren eine riesige Sache. Sie zeigen, wie gut sich Magento und Adobe bereits in den letzten Monaten angenähert haben. Und wie beide Firmen an einem Strang ziehen, um das Thema E-Commerce gemeinsam voran zu bringen.
Die vor allem für Entwickler wichtigste Information von der Magento Live war: Die Architektur von Magento soll sich in den nächsten Jahren drastisch weiterentwickeln. Es ist geplant, Magento noch modularer zu gestalten und es weiter in Richtung Services zu entwickeln. Der Begriff Magento Headless kommt in diesem Zusammenhang unmittelbar in den Sinn.
Außerdem ist der Termin des bereits angekündigten Updates auf Magento 2.3 noch einmal konkretisiert worden. Mitte November soll es soweit sein. Die dort enthaltenen Neuerungen haben wir bereits in unserem Blogbeitrag „Magento 2.3: Mini-Update oder Meilenstein?“ ausführlich vorgestellt. Eine wirklich neue Ankündigung haben die Verantwortlichen aber doch aus dem Hut gezogen: Die neue Magento-Fassung wird erstmals seit der Übernahme durch Adobe mit Features des Mutterkonzerns verknüpft. Beispielsweise sind das CMS Adobe Experience Manager und das Analyse-Tool Adobe Analytics mit an Bord. Diese Integrationen sind die ersten Anzeichen für eine Verschmelzung von Adobe und Magento und lassen eine ungefähre Marschrichtung erahnen.
Alle Anstrengungen gehen in Richtung Cloud
Apropos Marschrichtung: Adobe hat auf der Magento Live auch durchblicken lassen, wohin die Reise mit Magento gehen soll. Als Hauptziel wurde die weitere Erschließung des Enterprise-Marktes verkündet. Um dies zu bewerkstelligen, will Adobe Magento zunächst in die hauseigene Adobe Experience Cloud integrieren. So lassen sich verschiedene Systeme wie ERP oder PIM leichter anbinden. Zudem entwickelt Adobe ein Commerce Integration Framework, eine Triebfeder dafür ist die Abfragesprache GraphQL.
Die besondere Architektur von GraphQL erlaubt es, mehrere Anfragen auf einmal zu verarbeiten, während andere Web-Services nur strikt einzelne Abfragen nacheinander abarbeiten können. Somit werden Daten in viel höheren Geschwindigkeiten verarbeitet als bisher. Und ganz nebenbei ist GraphQL auch der Turbo für Progressive Web Apps und dem Magento PWA Studio – ein weiteres wichtiges Anliegen von Magento neben dem Thema Cloud.
Auf der Magento Live war aber letzteres Thema die Nr. 1. Die Bemühungen im letzten und in diesem Jahr, die Magento Cloud in möglichst vielen Köpfen der Händler in Europa zu verankern, tragen nun offensichtlich erste Früchte. Laut Magento ist die Cloud in Frankreich und Großbritannien besonders gut angelaufen, auch im dauerskeptischen Deutschland hat sich etwas getan.
Nachdem Magento in den letzten Jahren von Gartner und Forrester als führendes E-Commerce-System ausgezeichnet wurde, möchte Adobe diese Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Eines der Haupt-Kriterien dafür ist die volle Abdeckung des Cloud-Bereichs.
Was wird aus der Open Source Edition?
Bei der Fokussierung auf den Enterprise-Markt könnte ein wichtiger Stützpfeiler zu kurz kommen: Die kostenfreie Magento Open Source Edition und die kleineren Händler, die diese einsetzen. Etwaige Existenzängste lassen sich aber schnell aus der Welt schaffen. Die Verantwortlichen bei Magento sind sich bewusst, wieviel das Unternehmen der aktiven Magento-Community zu verdanken hat.
Ein sehr großer Teil dieser Gemeinschaft sind Entwickler, die auf Basis der Open Source Edition in ihrer Freizeit Bugfixes und neue Features beisteuern. Das Letzte, was Magento tun möchte, ist, diese Gemeinschaft zu vergraulen. Also: Die Open Source Edition wird definitiv weiter unterstützt!
Fazit und Ausblick
Abseits der vielen offiziellen Ankündigungen auf der Magento Live ist noch die Keynote von Bruce Dickinson hervorzuheben. Der umtriebige Brite, seines Zeichens Sänger der Heavy Metal Band Iron Maiden, legte anhand seines eigenen Werdegangs auf sehr unterhaltsame Weise dar, wie wichtig Kundenbeziehungen sind. Die Quintessenz seiner Ansprache: Unternehmen, die Wert auf enge Zusammenarbeit und Beziehungen mit ihren Kunden legen, werden auf Dauer auch erfolgreicher sein.
Diese Erkenntnis passt auch bestens mit der Treueerklärung von Magento zu seiner Community zusammen. Trotz des Bestrebens von Adobe, mit Magento seine Position Enterprise-E-Commerce-Markt auszubauen, ist die Bekenntnis zur Basis kaum zu überhören. Neben dem Top-Thema Cloud hat sich GraphQL als heimlicher Star entpuppt, da es ein wesentlicher Bestandteil vieler zukünftiger Anstrengungen von Magento ist.
Die Aussagen von Adobe und dessen Planungen stimmen daher optimistisch, dass Magento als Tochterunternehmen genauso weitermachen kann wie bisher – nur mit einem sehr starken Förderer im Rücken.