Was steckt eigentlich hinter Magento Headless? In den letzten Wochen und Monaten geistert dieses Thema vermehrt durch die Magento-Entwicklerszene. Was genau kann diese ominöse Technologie? Und ist es überhaupt eine Technologie oder etwas völlig anderes?
Definition: Was ist Magento Headless?
Im Grunde stellt Magento Headless keine neue oder eigenständige Technologie dar. Stattdessen ist es vielmehr ein neuer Ansatz, um mit den immer komplexeren und anspruchsvolleren Herausforderungen des E-Commerce umzugehen. Im Magento-Kontext beschreibt „Headless“ das Verwenden des Onlineshops ohne das eigentliche Store-Frontend.
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das: Man verwendet nur das „Gehirn“ von Magento und füttert es über verschiedene Kanäle hinweg mit verschiedenen Daten wie Produkt-, Bestands- und Preisinformationen an. Die Übermittlung der Daten findet über die in Magento 2 bereits vollständig integrierte Web-API statt, die auch für das Abholen von eingehenden Bestellungen genutzt wird – zum Beispiel von einem nachgelagerten ERP-System wie SAP.
Was bringt Magento Headless?
Wer sich etwas in der Magento-Welt auskennt, hat sicherlich schon bemerkt, dass sich das „kopflose“ System stark von dem klassischen Onlineshop-Ansatz unterscheidet. Deswegen kommt verständlicherweise die Frage auf, welcher Mehrwert sich hierdurch bietet.
Vor allem bei umfangreichen E-Commerce-Landschaften mit verschiedenen Sales-Channels bietet sich Magento Headless an. Da Magento als zentraler Angelpunkt für die Kommunikation dient, lassen sich eine zusätzliche Komplexität und hohe Entwicklungskosten vermeiden.
Ein Beispiel für Headless
Gehen wir davon aus, dass ein Unternehmen seinen Kunden eine Smartphone- und Tablet-App bereitstellt. Und neben dem klassischen Onlineshop ist es auch noch über Marktplätze und Preisvergleich-Portale auffindbar. Außerdem sollen ausgewählte Produktinformationen auch direkt auf der Firmenwebseite dargestellt und die Produkte direkt über die Webseite bestellt werden können, ohne dass der Kunde den Shop wechseln muss.
Das Problem hierbei ist: Alle beteiligten Systeme müssen irgendwie mit den Produkt- und Bestandsdaten versorgt werden. Und die über die verschiedenen Kanäle eingehenden Bestellungen sollen ebenfalls reibungslos abgewickelt werden.
Genau an dieser Stelle greift die Idee von Magento Headless: Es wird nur noch eine zentrale und allgemeingültige Web-API angesprochen, die von allen angeschlossenen Systemen (zum Beispiel CMS, ERP und PIM) verwendet wird. Daher muss nicht mehr jedes einzelne System über proprietäre Schnittstellen, welche die Entwicklungsaufwände in die Höhe treiben, verbunden werden. Es kann stattdessen vollständig auf die Bordmittel von Magento 2 zurückgegriffen werden.
So funktioniert das System
Wie in dem folgenden Schaubild dargestellt, ist der Onlineshop noch ein Teil des Magento-Headless-Systems. Aber es wäre auch durchaus denkbar, das Shop-Frontend komplett losgelöst von Magento zu entwickeln. Dies kann durchaus sinnvoll sein, besonders wenn aufwendige Frontends gebaut werden müssen, die sehr stark vom Magento-Standard abweichen.
Gerade der Punkt des verringerten Entwicklungsaufwands durch den Headless-Ansatz ist ein guter Indikator für die Wiederverwendbarkeit. Hier wird ganz deutlich, wie zentral dieses Thema Einfluss auf ein E-Commerce-Projekt nimmt: Hat man einmal eine ausgereifte Web-API aufgebaut, die alle Business-kritischen Daten verarbeiten kann, lassen sich an diese beliebige Drittsysteme anschließen. Und das ohne jedes Mal in den bestehenden E-Commerce-Kern eingreifen zu müssen.
Fazit
Headless ist keine neue Technologie, sondern eine neue Denkweise, die durch die hoch performante und zuverlässige Web-API von Magento 2 ermöglicht wird. Durch die Zentralisierung und Wiederverwendbarkeit der Schnittstellen verringern sich die Entwicklungsaufwände, und man kann flexibler auf die wachsenden Anforderungen an moderne E-Commerce-Prozesse reagieren. Jedes Unternehmen, das sich mit mehr als einem simplen Webshop konfrontiert sieht, sollte einen Headless-Ansatz prüfen.
Magento Inc. selbst treibt das Headless-Thema mit verschiedenen Projekten voran, die erst in den letzten Wochen bekannt geworden sind. Dies zeigt, dass das Unternehmen seine E-Commerce-Lösung zunehmend mehr als Plattform sieht, mit der sich auch komplexeste Szenarien realisieren lassen.
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Bild: iStock, Magento, netz98