Am 19. Juni 2018 hieß es: “Deal perfekt – Adobe hat Magento übernommen”. Alle, die Magento einsetzen oder damit arbeiten, fragten sich damals: Quo vadis? Wie geht’s weiter, welche Strategie erfolgt aus der Übernahme? Heute, ein Jahr später, zeigt sich deutlich, wohin der Weg führt.
Was brachte die Übernahme von Magento?
Wird Adobe Magento als Marke weiterführen? Wie wird Magento Commerce positioniert, wie geht es mit der Open-Source-Fassung weiter? Wie wird Magento in die Adobe-Produktwelt integriert? Als Adobe am 21. Mai 2018 bekannt gab, dass das Unternehmen Magento für knapp 1,7 Milliarden US-Dollar aufkaufen möchte, kamen sofort viele Fragen auf.
Adobe hat in den letzten 12 Monaten deutlich gezeigt, dass viele Bedenken umsonst waren. Magento gibt es weiterhin als eigenständiges E-Commerce-System und der Markenname blieb erhalten. Ein wichtiges Zeichen für die große und treue Community!
Das Magento-Entwicklerteam und die Community arbeiten weiterhin zusammen mit Hochdruck an neuen Features und zukunftsweisenden Technologien wie PWA und Headless E-Commerce. Auch das Thema Kooperationen wurde ausgebaut. Zum Beispiel mit Amazon für den Amazon Magento Sales Channel, mit PayPal für die Smart Payment Buttons und mit Google für die Erweiterung Google Shopping Ads Channel. Magento Commerce erhielt unter anderem mit dem Page Builder (bislang als CMS Bluefoot bekannt), dem Content Staging und der Adobe Stock Integration wichtige Funktionalitäten.
Und dann wäre da noch das Thema Cloud, das Magento mit der Magento Commerce Cloud und Adobe mit dem erweiterten Ableger Adobe Commerce Cloud (der auf Magento Commerce Pro basiert) pusht. Letzteres ist eine E-Commerce-Lösung, welche in die Adobe Experience Cloud integriert wurde und mit zahlreichen Tools in den Bereichen Marketing, Analyse und Vermarktung punktet.
Dank Magento Commerce bzw. der Adobe Commerce Cloud wurde die Adobe Experience Cloud zu einer 360-Grad-Suite. Das stärkte die Marktposition des Softwarekonzerns, zu dessen Mitbewerber unter anderem SAP und Salesforce gehören. Diese bieten ihrerseits umfangreiche Cloud-Suiten mit modernsten E-Commerce-Lösungen an.
Der Markt steht nicht still
Der Markt der Shopsysteme hat sich in den letzten Jahren stark verändert, weil der E-Commerce einem ständigen Wandel unterliegt. Adobe führt nun eine Strategie weiter, die schon Magento vor Jahren begonnen hat: die gezielte Ansprache von unterschiedlichen Zielgruppen. Damit wachsen die Unterschiede zwischen Magento Open Source und Magento Commerce.
Magento Open-Source ist weiterhin die optimale Lösung für Start-ups und kleine Unternehmen, die mit einem überschaubaren Budget einen Onlineshop launchen und betreiben möchten.
Magento Commerce richtet sich an Mittelständler und große Unternehmen, die zigtausende oder hochpreisige Produkte online vertreiben und damit zwei- oder dreistellige Millionen-Umsätze erwirtschaften. Für solche Anforderungen gibt es in Magento Commerce unter anderem die erweiterten Marketing-Funktionalitäten, sichere Lizenzverträge, spezielle B2B-Features, Cloud-Optionen sowie die direkte Betreuung durch Account-Manager und den Support.
Unternehmen, die noch größere Ansprüche haben, sollten die Adobe Commerce Cloud nutzen. Damit richtet sich Adobe hauptsächlich an Großkonzerne, die mehrere Hunderte Millionen oder mehr als eine Milliarde Dollar umsetzen.
Der Platz in der Championsleague des Digital Commerce muss ausgebaut werden
Magento Commerce gehört im Gartner Magic Quadrant zu den Leadern im Digital Commerce. Diese Position gilt es zu halten und auszubauen. Das ist mit Adobe besser denn je möglich, da der Software-Konzern nun mit der Adobe Experience Cloud ein 360-Grad-Suite besitzt.
Damit heißen die Mitbewerber nicht Shopify oder Shopware, sondern Salesforce Commerce Cloud und SAP Commerce Cloud (ehemals Hybris). Bei diesen „Shoptech“-Lösungen greifen Marketing-, Vertriebs-, Business-Intelligence- und KI-Technologien ineinander, um Großunternehmen und Konzernen alles aus einer Hand anzubieten. Diese nutzen die Produkte, um ihre Digitalisierung voran zu bringen.
Das Thema Digitalisierung ist auch für Magento bzw. Adobe ein wichtiges, denn der E-Commerce spielt im Rahmen der Customer Experience eine sehr wichtige Rolle. Die (potentiellen) Kunden müssen von End to End erfasst, bespielt und betreut werden, damit daraus ein Experience-Driven Commerce entsteht.
Fazit
Deutschland hinkt in Sachen E-Commerce, besonders im B2B, wie auch in der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Das haben zum Glück viele Unternehmen erkannt. Sie geben nun Vollgas bei ihrer Digitalen Transformation. Deswegen ist es für sie eminent wichtig, Fachbegriffe wie CX oder KI nicht nur als Buzzwords abzutun, sondern sie in ihre Firmen-DNA aufzunehmen. Dafür benötigen sie leistungsstarke Werkzeuge wie Magento Commerce oder die Adobe Experience Cloud.
Nach einem Jahr Magento-Adobe kann ich somit voller Überzeugung sagen: Alles richtig gemacht. Weiter so!
Bilder: iStock, Adobe, netz98