In diesem Interview mit unseren netz98-Experten Pascal Menger und Elias Henrich tauchen wir in die Welt des Composable Commerce ein und beleuchten die Rolle von Magento und dem Adobe Techstack. Es geht um den Adobe App Builder, API Mesh, Adobe I/O und die SAAS-Dienste von Adobe Commerce (Magento). Unsere Fachleute erklären, wie diese Funktionen E-Commerce-Verantwortlichen dabei helfen können, flexiblere und modulare Commerce-Lösungen zu schaffen.
Pascal Menger ist COO von netz98 und Elias Henrich arbeitet als Senior Software Architect bei uns. Das Interview führte Sarah Groß, Head of Client Relations.
Composable Commerce ist ein viel diskutierter Ansatz in der E-Commerce-Branche. Was genau verbirgt sich dahinter und wie können E-Commerce-Verantwortliche davon profitieren?
Pascal Menger: Composable Commerce ermöglicht es E-Commerce-Unternehmen, ihre Commerce-Lösungen modular aufzubauen und flexibel anzupassen. Der Mehrwert für Verantwortliche liegt in der Möglichkeit, maßgeschneiderte Commerce-Strategien zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Unternehmens zugeschnitten sind. Dies ermöglicht eine schnellere Reaktion auf Markttrends und -gegebenheiten, was unter anderem zu Umsatzsteigerungen führen kann.
Wie passen die Adobe-Produkte in diese Composable Commerce Strategie?
Pascal Menger: Adobe bietet eine Palette von Produkten und Diensten, die zugeschnitten sind auf den Composable Commerce Ansatz. Der „App Builder“, als zentrales Element der Strategie von Adobe wurden im Januar 2023 eingeführt und ist eine Art Werkzeugkoffer, der mit mehreren Adobe-Lösungen funktioniert und nun auch für Adobe Commerce verfügbar ist. Der Adobe App Builder ermöglicht es auf eine schnellere Art und Weise maßgeschneiderte Anwendungen und Erweiterungen für die Magento bzw. Adobe Commerce Plattform zu erstellen.
Welche weiteren Vorteile bietet der App Builder von Adobe aus Business-Perspektive?
Pascal Menger: Der Adobe App Builder verwendet eine sogenannte „out-of-process“ Extensibilität. Dies bedeutet, dass die mit dem App Builder entwickelten Anwendungen und Erweiterungen losgelöst vom Kern-Code von Adobe Commerce arbeiten. Sie sind separate Anwendungen, die über APIs mit Adobe Commerce interagieren. Da die Funktionen vom Commerce-Code entkoppelt sind, sind Upgrades einfacher und Kompatibilitätsprobleme werden vermieden.
Was genau versteht man unter API Mesh und in welchem Kontext steht es zum App Builder?
Elias Henrich: Bei API Mesh geht um das Zusammenführen verschiedener APIs und Dienste an einer zentralen Stelle, die eine einfache Datenverarbeitung durch die Adobe Commerce-Architektur ermöglicht. Der API Mesh fungiert hier wie eine Art Middleware zwischen verschiedenen Systemen. Er dient als integrative Schicht, die verschiedene Datenquellen und Services verbindet und zusammenführt, während der App Builder ein Werkzeug ist, das Entwicklern hilft, Anwendungen zu erstellen, die auf diesen integrierten Daten und Services aufbauen. Über den App Builder könnte bspw. eine zusätzliche E-Commerce Funktionalität entwickelt werden, die ganz spezifisch auf die individuelle Business Logik einzahlt. Ein konkretes Beispiel ist der Abruf aktueller Bestandsdaten: Im Beispiel ist der Adobe API Mesh für die Verbindung der relevanten Systeme, also Commerce-Plattform und SAP ERP-System, verantwortlich. Die zusammengeführten Daten werden anschließend durch eine individuelle App Builder-Anwendung verarbeitet und schließlich an Adobe Commerce zurückgespielt. .
Welche Rolle spielt Adobe I/O?
Elias Henrich: Die Adobe I/O Runtime basiert auf einer eventbasierten Architektur. Entwickler können Funktionen erstellen, die auf bestimmte Ereignisse reagieren, wie z. B. Aufrufe von Produktdetails im Frontend, Datenänderungen oder beliebige andere Magento-Ereignisse. Dies ermöglicht die Erstellung beliebiger Anwendungen, die auf Benutzerinteraktionen oder Systemereignisse reagieren. Wenn beispielsweise ein Nutzer auf der E-Commerce Plattform ein Produkt in den Warenkorb legt, ohne diesen abzuschicken, könnte über die I/O Runtime ein Event verschickt werden, dass ein Retargeting Newsletter an diesen Nutzer auslöst..
Abschließend noch zu den SAAS-Diensten von Adobe Commerce: Worum handelt es sich und welche Dienste nutzen unsere Kunden bereits?
Elias Henrich: Die SAAS (Software as a Service)-Dienste von Adobe Commerce sind eigenständige Module, die leicht und ohne Entwicklungsaufwand in Adobe Commerce integriert und via Konfiguration kundenindividuell angepasst werden können. Prominente Beispiele hierfür sind die Live Search oder die Product Recommendations. Die Product Recommendations Lösung analysiert das Kundenverhalten und empfiehlt personalisierte Produkte mit Hilfe von Adobe Sensei, die KI Engine von Adobe. Die Live Search ist ein Service, der die Standard-Suchfunktionen ersetzt und eine schnelle, relevante und intuitive Sucherfahrung bietet. Dieser Dienst wird ebenfalls durch Adobe Sensei angetrieben, ein KI- und maschinelles Lernsystem, das eine gründliche Analyse aggregierter Besucherdaten durchführt. Die SAAS Services werden alle von Adobe zur Verfügung gestellt und verwaltet, sodass sich E-Commerce Experten hierzu keine Gedanken zu Support oder Hardware Beschränkungen machen müssen.
Vielen Dank für die Einblicke in die technische Adobe Welt!
Bild: netz98