Viele tun es noch als Zukunftsmusik ab, dabei ist die virtuelle Realität schon längst in der wirklichen Realität angekommen. Trotzdem hält die Skepsis an. Ein Grund dafür könnte sein, dass VR teilweise noch falsch angegangen wird – beispielsweise beim Datenmanagement.
Das Potential von VR wird noch nicht richtig ausgeschöpft
Virtual Reality (VR) ist nicht nur eine Spielerei für Gamer, sondern mittlerweile eine ernst zu nehmende Technologie geworden. In der Medizin, in der Architektur oder im Automobilbau: In verschiedenen Unternehmensbereichen werden immer mehr VR-Anwendungen entwickelt und genutzt.
Auch Retailer und Onlinehändler haben den Trend erkannt und experimentieren damit. Das ist gut so. Doch oft sind die Experimente nicht ganz bis zum Ende gedacht.
Ein Showroom in der virtuellen Welt: Gar nicht so einfach wie gedacht!
Um den Kunden eine echt wirkende virtuelle Welt präsentieren zu können, muss alles stimmig sein. Die Produkte, für die sich der Kunde interessiert, sollten in der virtuellen 3D-Ansicht im besten Fall exakt wie das reale Vorbild aussehen. Mit fest definierten Objekten ist das machbar.
Was ist aber, wenn der Kunde über eine VR-Anwendung das Produkt seiner Wahl frei konfigurieren kann? Dann können extrem viele Kombinationsmöglichkeiten entstehen. Diese müssen einwandfrei von der VR-Anwendung umsetzbar und darstellbar sein. Eine große Herausforderung! Diese ist nur mit einer hohen Datenqualität zu meistern.
Hier ein Beispiel, was damit gemeint ist: Eine E-Bike-Manufaktur möchte mit Virtual Reality einen digitalen Showroom umsetzen, in dem die Kunden ihr Traum-Fahrrad zusammenstellen. Dafür benötigt der VR-Konfigurator verschiedene Angaben, wozu unter anderem die Baureihen, Modelle, Rahmenhöhen, Farben, Reifen sowie Motor-, Gepäckträger-, Bremsen- und Schlosstypen gehören. Auch die Abhängigkeiten der verschiedenen Komponenten untereinander sind wichtig. Zum Beispiel: Welche Bremse passt zu Modell A, B und C der Baureihe D, wenn Motor E oder F gewählt wird?
Da unsere Manufaktur in der Regel mehrere Baureihen mit verschiedenen Modellen sowie unzähligen Variationen und Abhängigkeiten untereinander anbietet, sind am Ende mehrere Millionen Konfigurationen möglich.
Komplexe Virtual Reality-Anwendungen benötigen eine Daten-Logik
Was zeigt uns dieses Beispiel? Es müssen alle Daten zur Verfügung stehen, um aus der Summe der dargestellten Objekte später ein vollständiges 3D-Produkt anzeigen zu können. Das betrifft die oben genannten Konfigurationsoptionen, aber auch weitere Informationen zum Produkt. Dazu gehören beispielsweise Artikelnummern, Beschreibungstexte bis hin zu verlinkten Dokumenten und Zertifikaten.
Damit die gewaltigen Datenmengen und Abhängigkeiten von der Anwendung richtig gemanagt werden können, ist eine entsprechende Logik notwendig. Hierbei bedient man sich im übertragenen Sinne bei der deutschen Rechtschreibung: Die Daten sind das Vokabular, die mit der Grammatik zu Sätzen zusammengefügt werden. Daraus entsteht eine Dreierkonstellation aus Subjekt, Prädikat und Objekt.
Ein Beispiel hierfür ist: „Ein Fahrrad hat ein Gewicht von 21,4 Kilogramm.“ In einer formalen Computersprache wird diese Logik „Ressource Description Format“ (RDF) genannt. Hierbei handelt es sich um ein Datenmodell mit einer definierten, formalen Semantik, das auf gerichteten Graphen basiert.
So sieht eine Datenverknüpfung aus
Das RDF-Format ist dafür geeignet, neben der einfachen Dateninformation auch Verknüpfungen unter den Daten herzustellen, da ein Objekt auch ein Subjekt einer anderen Konstellation sein kann.
Werden von der Manufaktur alle Daten und Abhängigkeit hochwertig definiert, können die benötigten 3D-Objekte (Rahmen, Vorderrad, Hinterrad, Motor…) von Designern ordentlich kreiert und durch die VR-Anwendung in der virtuellen Welt richtig positioniert werden.
Dieses Konstrukt ist – so einfach es auch aussehen mag – extrem mächtig und ermöglicht das Erstellen komplexer Strukturen mit Daten und Abhängigkeiten. So ergibt sich eine Struktur, die sehr gut für einen Bike-Konfigurator in einer VR-Umgebung genutzt werden kann.
Nicht nur das: Die Wunsch-Fahrräder, die sich die Kunden in der Virtual Reality zusammenstellen, lassen sich im besten Fall mit wenigen Klicks sofort bestellen. Die Manufaktur erhält binnen Millisekunden die Daten über die angebundene E-Commerce-Plattform, woraufhin die Montage des individuell zusammengestellten E-Bikes beginnt.
Fazit
Wenn Unternehmen Virtual Reality einsetzen möchten, müssen sie dafür entsprechende Vorarbeit leisten. Dazu gehört ein ordentliches Datenmanagement. Das führt einerseits dazu, dass ein digitaler Konfigurator wie gewünscht funktionieren kann. Andererseits ist es so möglich, Zusammenhänge in einer virtuellen Welt, also imVR- oder AR-Bereich, abzubilden.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem netz98-Magazin „Zukunftsthemen“. In der aktuellen Ausgabe geht es unter anderem um die Digitalisierung von Unternehmen, E-Commerce-Trends und innovative Konzepte. Die „Zukunftsthemen“ können Sie hier kostenlos herunterladen:
Bilder: netz98, GS1 Germany, freepik