Eins der aktuell wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen hat jetzt auch im E-Commerce Einzug erhalten: Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Unter dem Stichwort Sustainable E-Commerce setzen immer mehr Shopbetreiber auf grüne und umweltfreundliche Ansätze.
Digitales Einkaufen und Nachhaltigkeit – ist das miteinander vereinbar?
Auf den ersten Blick klingt Sustainable E-Commerce wie ein Marketing-Buzzword, um auf den Nachhaltigkeits-Zug aufzuspringen, mit dem Ziel die Popularität der eigenen Marke zu stärken. Denn streng genommen sind E-Commerce und Umweltschutz zwei Felder, die sich nur sehr schwer miteinander vergleichen lassen. Doch die Shopbetreiber verfügen über eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten, um einen grüneren Fußabdruck zu hinterlassen: Das reicht von umweltfreundlichen Geschäftskonzepten, geänderten Verpackungsmaterialien bis hin zu Investitionen in erneuerbare Energien.
Nun steckt das Ganze noch ein wenig in den Kinderschuhen und muss sich erst entwickeln, aber trotzdem ist Sustainable E-Commerce ein handfester Öko-Trend und verfügt über einiges an Potential – der Klimadebatte sei Dank. Das macht sich auch bei den Endkunden bemerkbar, wie eine Umfrage bei Statista zeigt. 86% der Befragten sind Mehrwegkartons nicht abgeneigt und 52% würden einen Aufpreis für umweltfreundliche Verpackungen zahlen.
Amazon macht es vor, ist aber nicht der Erste
Das Bedürfnis der Menschen nach mehr Nachhaltigkeit ist also spürbar und so konzentrieren sich besonders die Größten des E-Commerce-Business vermehrt auf ökologische Ansätze. Amazon will zum Beispiel mit seiner Kampagne Shipment Zero bis zum Jahre 2030 mindestens die Hälfte aller Bestellungen klimaneutral versenden und damit etwas für das allgemeine Klima tun. Dies soll mit mehren Maßnahmen erreicht werden: Zum einen wird ein großer Teil der Fahrzeugflotte auf Elektroautos umgestellt, zum anderen wird vermehrt auf recycelbares Verpackungsmaterial oder komplette Mehrwegverpackungen gesetzt.
Auch die deutschen Primusse Zalando und Otto beteiligen sich mit verschiedenen Ansätzen, um beim Versand eine bessere Klimabilanz vorzeigen zu können. Ein ganz großer Faktor ist hier ebenfalls das Thema Verpackungsmaterial. Otto hat plastikhaltige Verpackungs-Materialien wie PVC-Klebebänder komplett aus dem Sortiment verbannt und Zalando testet Mehrwegverpackungen, wie sie zum Beispiel aus dem Getränkehandel bekannt sind.
Das alles sind durchaus erfreuliche Entwicklungen, die auf einen großen Umbruch und allgemeines Umdenken hoffen lassen. Allerdings darf fairerweise nicht unerwähnt bleiben, dass die genannten Konzerne erst seit dem Aufbranden der Klimadebatte mit ökologischen Ansätzen auf sich aufmerksam machen.
Zu den wahren Vorreitern für nachhaltige Produktpolitik gehört der Mainzer Reinigungsmittel-Hersteller Frosch. Das Unternehmen setzt schon seit Jahren auf recycelbare Verpackungen und forciert das Thema permanent um ein umfassendes Bewusstsein für ökologische Geschäftsmethoden zu schaffen.
Nachhaltigkeit ist kein Hexenwerk
Die Beispiele zeigen, dass jeder Shopbetreiber ein Beitrag für das Klima leisten kann, denn der Verzicht auf biologisch nicht abbaubare Materialen wie Plastik ist nur ein kleiner Anfang und nicht schwer in der Umsetzung. Wenngleich Sustainable E-Commerce bisher „nur“ ein Trend ist, auf Dauer kommt kein Unternehmen mehr daran vorbei. Zu groß wird der gesellschaftliche Druck, zu akut die Lage des Weltklimas.
Und auch wenn sich die E-Commerce-Weltmacht Amazon selbst 10 Jahre gibt um die eigene Klimabilanz zu halbieren – es ist ebenfalls ein kleiner Anfang. Die Forschung in dem Themenfeld der Nachhaltigkeit ist so gefragt wie nie und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich diesbezüglich in den nächsten zwei Jahren noch sehr viel im E-Commerce tun wird. Um ein altbekanntes Stichwort zu bedienen: Not macht erfinderisch – und die klimatische Lage ist definitiv eine Notlage.