Damit Ihr Unternehmen auf dem bewegungsintensiven Markt auch in Zukunft erfolgreich bleiben kann, benötigen Sie eine ausgereifte Omnichannel-Strategie. Eine Voraussetzung hierfür ist ein reibungslos funktionierender, technischer Unterbau. Der ist mit dem Multi-Source Inventory (MSI) möglich. So funktioniert das.
Wofür benötigt man Multi-Source Inventory?
Der Kunde von heute kauft, wann und wo er will. Deswegen ist es für Sie als Händler ratsam, eine Omnichannel-Strategie zu verfolgen. Damit können Sie an verschiedenen Touchpoints Ihre (potentiellen) Kunden ansprechen und außerdem E-Commerce und Einzelhandel miteinander verknüpfen. Zum Beispiel, indem Sie über Ihren Onlineshop und zeitgleich über verschiedene Marktplätze Ihre Produkte verkaufen. Die Belieferung erfolgt dann über Ihr Zentrallager oder über Ihre Niederlassungen.
Wenn Sie ein solches Omnichannel-Konzept für Ihr Unternehmen umsetzen möchten, müssen Sie sich anfangs folgende Fragen stellen:
- Wie viele und welche Kanäle werden benötigt?
- Wie kommen die Produkte in diese Kanäle?
- Wie werden die Lagerbestände verwaltet und gemeldet?
- Wie werden die eingehenden Bestellungen bearbeitet?
- Wie läuft die Zahlungsabwicklung ab?
- Wie lässt sich das alles in die bestehenden Workflows integrieren?
Aus technischer Sicht lassen sich die meisten Fragen schnell beantworten: Sie benötigen ein modernes E-Commerce-System, das ein flexibles Inventory Management ermöglicht. Zum Beispiel Magento, das mittels Multi-Source Inventory (MSI) Ihren Anforderungen gerecht wird.
Was ist Multi-Source Inventory?
Mit Multi-Source Inventory werden Warenbestände über mehrere Lager hinweg verwaltet.
Lösen Onlinekunden eine Bestellung aus, bestimmt das System basierend auf verschiedenen Parametern das passende Ausgangslager für die Lieferung. Diese erfolgt in einer Gesamt- oder mehreren Einzellieferungen.
Wird das Multi-Source Inventory mit einem leistungsstarken E-Commerce-System realisiert, ist es gleichgültig, ob die Kunden über den firmeneigenen Onlineshop oder über einen Marktplatz bestellen.
Beispiele für die Nutzung von Multi-Source Inventory
Wie ein Omnichannel-Konzept mit Multi-Source Inventory funktionieren kann, erklärt folgendes Beispiel.
Ein Händler für Designer-Kleidungsstücke besitzt einen Hauptsitz und mehrere Filialen in Deutschland, aber bislang keine Online-Strategie. Er möchte zukünftig seinen Umsatz und seine Sichtbarkeit erhöhen, deswegen plant er den Einstieg in den E-Commerce. Sein Plan sieht vor, seine Kleidungsstücke nicht nur im eigenen Onlineshop anzubieten, sondern zusätzlich auf Marktplätzen wie Amazon und eBay.
Wichtig ist ihm, dass sich seine neuen E-Commerce-Tätigkeiten nahtlos in die bestehenden Arbeitsabläufe und Infrastrukturen einfügen. Die große Herausforderung hierbei ist: Der Händler hat ein großes Zentrallager in Mainz, zusätzlich verfügt jede Filiale über eigenes, kleines Lager.
Somit gibt es folgende Szenarien:
1) Die klassische Lagerverwaltung im Onlinehandel
Ein Kunde aus dem Umland von Berlin bestellt über einen Marktplatz mehrere Kleidungsstücke. Diese sind am Zentrallager in Mainz nicht mehr vorrätig und müssen beim Lieferanten nachbestellt werden. Der Abwicklungsprozess sieht dann so aus:
- Kunde gibt die Bestellung auf
- Onlineshop nimmt die Bestellung entgegen und leitet sie ans Zentrallager weiter
- Zentrallager in Mainz führt die Bestellabwicklung durch
- Dort wird festgestellt, dass die bestellten Stücke nicht mehr im Lager verfügbar sind
- Zentrallager löst eine Bestellung beim Zulieferer aus
- Zulieferer liefert das Paket an das Zentrallager in Mainz
- Mainz schickt das Paket an den Kunden
- Kunde erhält nach geschätzt vier bis sechs Tagen seine Ware
Die Verbesserungspotentiale liegen auf der Hand:
- Die Ware wird quer durch Deutschland geschickt und verursacht hohe Lieferkosten
- Die hohe Wartezeit könnte zu einem Kaufabbruch des Kunden führen
2) Lagerverwaltung mit einem Omnichannel Inventory Management
So sähe das Beispiel mit einer modernen Inventory-Management-Lösung aus: Der Berliner Kunde kauft auf eBay oder Amazon mehrere Kleidungsstücke. Im E-Commerce-System, das eine MSI-Funktion beherrscht, sind die Warenbestände des Zentrallagers in Mainz und aller Filialen gepflegt. Das System erkennt automatisch, dass weder das Zentrallager, noch eine Filiale alle bestellten Schuhe auf einen Rutsch versenden könnte.
Kein Problem: Im Multi-Source Inventory lassen sich Warenbestände aus mehreren Lagern bzw. Filialen zusammenfassen. Sie werden intern als ein Lagerbestand geführt. Löst ein Kunde eine Bestellung aus, entscheidet das E-Commerce-System anhand der vorgegebenen Regeln eigenständig, wie die Aufteilung der Bestellung über mehrere Lager hinweg stattfinden soll.
Der Abwicklungsprozess sieht dann so aus:
- Kunde bestellt verschiedene Kleidungsstücke
- Onlineshop nimmt die Bestellung entgegen und prüft die Verfügbarkeiten im Multi-Source Inventory
- Die Zentrale in Mainz wie auch die Filialen in Hamburg und Bielefeld haben einzelne Bestandteile der Bestellung auf Lager
- Die Bestellungen werden entsprechend der Verfügbarkeiten an Mainz, Hamburg und Bielefgeld weitergeleitet und eine Auslieferung freigegeben.
- Kunde erhält nach ein bis drei Tagen seine Schuhe in mehreren Lieferungen
Eine gute Lösung. Ein Verbesserungspotential wäre, die Lieferwege und Kosten unter Berücksichtigung von geografischen Merkmalen zu optimieren.
3) Kein Versand, sondern Click & Collect
Mit MSI lassen sich auch Sonderfälle definieren, um Zeit und Transportkosten zu sparen. Bestellt der Kunde beispielsweise über den Onlineshop des Schuh-Händlers und hat die Berliner Filiale alle Modelle auf Lager, kann eine Abholung im Laden empfohlen werden. Bei diesem sogenannten Click & Collect-Prinzip wählt der Kunde im Onlineshop aus, in welcher nahegelegenen Filiale er seine Schuhe abholen möchte.
Inventory Management mit Magento 2 Multi-Source Inventory
Nur wenige E-Commerce-Systeme unterstützen Multi-Source Inventory. Eines ist Magento. Seit dem Update auf Magento 2.3 stellt die intelligente Lagerverwaltung (Magento 2 MSI) einen festen Bestandteil der von Magento dar. Diese bietet standardmäßig mehrere Funktionen, um Omnichannel-Herausforderungen zu meistern. Dazu zählen:
Marktplatz-Integration
Für die Integration von Amazon und eBay als Verkaufskanal gibt es dedizierte Magento-Module, welche die Überführung der benötigten Informationen in den jeweiligen Marktplatz zum Kinderspiel machen.
Händlerspezifische Abläufe
Dank der Modularität von Magento lassen sich mit verhältnismäßig wenig Aufwand schnell händlerspezifische Anforderungen umsetzen.
Warenbestände
Es bietet sich an, je nach Verkaufskanal eine eigene Website in Magento anzulegen. Mit Magento 2 MSI lässt sich eine granulare Aussteuerung und somit das volle Potential von Omnichannel ermöglichen.
Headless-Tauglichkeit
Magento kann sehr gut “headless” genutzt werden. Das bedeutet, das Backend kommt bei der Datenverarbeitung und der Abwicklung zum Einsatz; beim Frontend werden die Funktionalitäten des entsprechenden Marktplatzes genutzt. Anders ausgedrückt: Gleichgültig, an welchem Touchpoint der Kunde einkauft, Sie benötigen für die Abwicklung nur ein zentrales E-Commerce-System – nämlich Magento.
Das “Headless Magento”-Konzept fungiert in den komplexen Prozessen als steuerndes Gehirn. Auch im Zusammenspiel mit anderen Systemen. Dank der Schnittstellen lassen sich unter anderem PIM-, CRM- und ERP-Systeme anbinden, auch eine SAP-Integration ist sehr gut realisierbar.
Fazit: Die Vorteile von Multi-Source Inventory
Mit Multi-Source Inventory können Sie eine reibungslose Omnichannel-Erfahrung (Stichwort: Customer Experience) für Ihre Kunden kreieren. Mit einem leistungsfähigen E-Commerce-System wie Magento ist es leicht möglich, mehrere Lager- und Versandquellen automatisiert zu managen. Das spart Kosten in der Logistik und beschleunigt Ihre Abläufe. Davon profitieren sowohl Ihr Unternehmen, als auch Ihre Kunden. Eine echte Win-Win-Situation.
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