Unser Einkaufsverhalten ändert sich. Stetig. Rasant. Das betrifft sowohl den stationären Handel als auch den E-Commerce. Bei beiden Handelsformen ist ein Anstieg themenspezifischer Shopping-Anlässe zu beobachten. Event-Shopping nennt sich der Trend, der den Spiel- und Jagdtrieb der Käufer nutzt und auch für Sie spürbare Umsatzsteigerungen bedeuten kann.
Nutzen Sie den Trend schon für Ihr Business?
Kennt der Käufer von früher noch den klassischen Aus- und Schlussverkauf, etwa zum Sommer- oder Winterende, bei denen die Händler ihre Lager räumten und Kunden zu deutlich reduzierten Preisen einkaufen konnten, so gibt es heute kaum einen Monat, eine Woche ohne spezielle Angebote, die die Käufer locken (sollen).
Nicht nur für den lokalen Einzelhandel, der seit jeher mit zeitlich begrenzten Angeboten wie dem Sommer- oder Winter-Schlussverkauf lockte, ist das Event-Shopping ein heiliger Gral. Gerade auch der E-Commerce nutzt vermehrt die Chancen, die das boomende Event-Shopping bietet.
Event-Shopping steht für ein Vertriebskonzept, das den Spieltrieb der Nutzer zur Kaufmotivation nutzt. Hierzu zählen Homepage-Events, Live-Shopping, Gewinnspiele und Bonusprogramme. Social Media verhalf dem Event-Shopping zu einem weiteren Bekanntheitsgrad und Bedeutungsgewinn.
Der Boom der Schnäppchentage
Cyber-Monday, Black-Friday, Rabatt-Wochenende: Gerade der Onlinehandel scheint keine Möglichkeit auszulassen, Kunden mit Rabattaktionen an immer neuen Shopping-Tagen zu locken. Und die Kunden spielen mit – noch. Um konkurrenzfähig zu bleiben, machen immer mehr, auch die Kleineren, bei diesem Trend mit.
Worauf müssen sich Onlinehändler (und der stationäre Einzelhandel) in Zukunft einstellen? Wie ticken die Konsumenten von morgen? Muss Shoppen zum Erlebnis werden?
Schnäppchenjäger zu treuen Kunden machen
Heutzutage muss scheinbar alles Spaß machen. Viele Nahrungsmittel beispielsweise – gerade im Convenience-Bereich – werden immer bunter, verspielter. Da wundert es eigentlich nicht, dass auch das Einkaufen zum Event erhoben wird. Der B2C-Handel, stationär und online, bietet immer mehr spezielle Aktionstage oder gar -wochen an. Halloween, Valentinstag, Schulanfang, Fußball-Weltmeisterschaft … die Anlässe scheinen schier unbegrenzt. Hauptsache, der Kunde wird durch auffällige Aktionen und günstige Angebote angelockt. Nicht selten wird mit dem Spieltrieb geködert, mit nicht nur zeitlich, sondern auch auf eine Stückzahl begrenzten Angeboten.
Einkaufen – so der weltweite Trend – soll Lust bereiten und den Spieltrieb befriedigen. Wer da geschickt mitspielt und neben den bekannten Aktionen – wie beispielsweise zu Ostern, Nikolaus und Weihnachten – weitere Aktionstage anbietet, kann sehr erfolgreich sein. Kunden kaufen öfter und mehr und bleiben Ihnen im Idealfall langfristig treu.
Die umsatzstärksten Shopping-Events der Welt
Black Friday und Cyber Monday dominieren (in Europa und den USA) die Berichterstattung, wenn es darum geht, die wirtschaftliche Bedeutung der Shopping-Events aufzuzeigen.
Schauen wir kurz zu unseren Nachbarn, den Briten: 2017 gaben die Briten an den vier Tagen vom Black Friday bis zum Cyber Monday, also am Cyber Wochenende, bemerkenswerte 8,71 Milliarden Euro aus. Übrigens: PwC (PricewaterhouseCoopers) stellte fest, dass Briten jeden Alters 2017 erstmals mehr online als offline shoppten.
Und wie sieht es in den USA aus? Der an Thanksgiving anschließende Freitag, der Black Friday, eröffnet sozusagen das Weihnachtsgeschäft und hat sich als umsatzstarker Einkaufstag etabliert. Als Pendant führte der Onlinehandel in den vergangenen Jahren zusätzlich am darauffolgenden Montag den Cyber Monday ein, der das Online-Weihnachtsgeschäft einläutet. „Das Online-Geschäft spielt an den drei Tagen eine große Rolle: Im Jahr 2017 wurden in den USA am Cyber Monday rund 3,4 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Am Black Friday betrug der Online-Umsatz rund 2,4 Milliarden und an Thanksgiving selbst rund 1,6 Milliarden US-Dollar.“ (Statista). Stationärer und Onlinehandel zusammengefasst, wurden in den USA am Cyber-Wochenende 2017 satte 9,88 Milliarden Euro umgesetzt.
Der Rest der Welt macht ebenfalls eifrig bei – hierzulande kaum bekannten – Event-Shopping-Anlässen mit: Der australische Boxing Day beispielsweise verzeichnete 2017 einen Umsatz von 1,48 Milliarden Euro, das indische Diwali Festival konnte das im gleichen Jahr mit 1,7 Milliarden Euro noch einmal toppen. (Indien, 2017). In Mexico lockt El Buen Fin die Käufer und generierte am 16.-19. November 2017 einen gigantischen Umsatz von 4,69 Milliarden.
Wie ist die Lage in Deutschland?
Auch die Deutschen sind dem Schnäppchenfieber erlegen. 76 Prozent der Deutschen gaben in einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2019 an, regelmäßig an Black-Friday- und Cyber-Monday-Verkaufsaktionen teilzunehmen. Weniger häufig wird hierzulande der „Singles Day“ von Alibaba genutzt.
1,7 Milliarden Euro gaben die Deutschen (dem HDE zufolge) 2017 an den vier Tagen Black Friday bis Cyber Monday aus. Der Umsatz am „Cyber-Wochenende“ stieg damit gegenüber dem Vorjahr um bemerkenswerte 18,2 Prozent. (Quelle Internetworld.de), (www.zukunftsinstitut.de)
Eine Umfrage aus dem Jahr 2018 gibt Aufschluss über die Produktkategorien, die in Deutschland 2018 am Black Friday und am Cyber Monday in den Warenkorb wanderten. Demnach gaben 35 Prozent der Befragten an, im vorangegangenen Jahr am Black Friday oder Cyber Monday etwas aus der Kategorie Kleidung und Schuhe gekauft zu haben. (Statista) Online und stationäre Einkäufe fließen in dieser Erhebung (leider) zusammen.
Shopping der Superlative – der Singles’ Day
Was in den USA der Black Friday ist in Asien der 11.11. – ein Shopping-Event der Superlative. Insbesondere der E-Commerce-Gigant (und Amazon-Konkurrent) Alibaba machte den „Singles’ Day“ (Guanggun Jie, englisch “bare sticks holiday“) zum erfolgreichsten und umsatzstärksten Shopping-Tag überhaupt.
Am 11.11.2018 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 30,8 Milliarden US-Dollar (2017: 27,3 Milliarden). An Thanksgiving, Black Friday und Cyber Monday zusammen wurden in den USA dagegen „nur“ 14,2 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Schenkt man den Medienberichten Glauben, verkaufte Alibaba allein in den ersten zwei Minuten des 11.11.2018 Produkte im Wert von über 1,27 Milliarden (US-Dollar).
In Deutschland scheint der Singles’ Day noch eher unbekannt. Doch einige Händler locken bereits mit eigenen Singles‘ Day-Aktionen: Media Markt beispielsweise warb mit dem Motto „Wir lassen euch nicht allein“, Saturn feiert den 11.11. „mit 111 unwiderstehlichen Angeboten”. Allerdings waren diese Aktionen deutlich weniger erfolgreich als die Cyber Week.
Ursprünglich eine Erfindung der chinesischen Nanjing Universität aus dem Jahr 1993, war der Singles‘ Day ein Tag für Alleinstehende. Die 1 im Datum symbolisiert das Single-Dasein. „Inzwischen wird der Tag allerdings auch zum Shopping genutzt und mit zahlreichen Schnäppchen gefeiert.
Bis heute erfreuen sich die Singles’ Day Festivals in China großer Beliebtheit. Junge Singles organisieren Partys oder Karaoke-Veranstaltungen, um neue Freundschaften zu schließen oder den Partner/die Partnerin fürs Leben zu finden. Inzwischen ist der Singles’ Day der umsatzstärkste Onlineshopping-Tag der Welt.
Fazit
Verwöhnte Kunden erfordern ein neues Denken und Handeln. Schauen Sie nicht einfach zu, wenn Ihre Konkurrenz die Kunden mit Kauf-Event und Specials lockt. Spielen Sie mit und profitieren Sie von einer vermehrten Kundenbindung und einem höheren Gewinn. Shopping-Feiertage haben einen besonders starken Einfluss auf den Umsatz. Die Anlässe sind mannigfaltig und es kommen stetig neue hinzu. Warum nicht kreativ werden und eigene neue Shopping-Events kreieren!? Aber achten Sie darauf, Ihre Kunden nicht zu überfordern und wählen Sie Aktionen aus, die zu Ihrem Business und Ihrem Image passen.
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Bilder: iStock, Statista