Für Unternehmen ist ein eigener Onlineshop ein sehr guter Weg, um in den Onlinehandel einzusteigen. Doch für einen modernen E-Commerce bedarf es viel mehr.
Der E-Commerce kommt (endlich) im Mittelstand an
Jahr für Jahr gibt es die gleichen Jubelmeldungen in der Fachpresse: der E-Commerce boomt. So war es 2015,2016, 2017 und 2018 scheint es so weiter zu gehen. Der bevh (Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V.) vermeldete Anfang Juli: „Der Online-Handel bleibt Wachstumstreiber im 1. Halbjahr 2018 und legt insgesamt mit einem Plus um 11,1 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017 zu.“
Ähnliches gab auch KfW Research Ende April 2018 bekannt. Im Rahmen ihres „KfW Mittelstandspanel 2017“ fand die Kreditanstalt für Wiederaufbau heraus, dass in Deutschland mittlerweile zirka 780.000 kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) Onlineshops, digitale Marktplätze und ähnliche Angebote nutzen, um ihre Dienstleistungen und Produkte anzubieten. Der Umsatz des Mittelstandes stieg hierüber um 32% an.
Eine wichtige Erkenntnis der Studie: „E-Commerce im Mittelstand gewinnt an Bedeutung“. Das Besondere hierbei ist, dass in Deutschland 90% des E-Commerce-Umsatzes (181 Milliarden Euro) aus Transaktionen im B2B stammt, schätzt die KfW.
Vom Onlinehandel zum E-Business
Der E-Commerce boomt weltweit. In Deutschland unter anderen deswegen, weil viele Unternehmen den Onlinehandel in den letzten Jahren nur stiefmütterlich behandelt oder sich gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben. Doch in Zeiten der Digitalisierung kommen selbst kleine Mittelständler nicht mehr umhin, dem Trend endlich zu folgen. Hierbei wird aber oft ein Fehler begangen: Die Verantwortlichen in den Unternehmen denken, ein Onlineshop sei E-Commerce. Das stimmt nur teilweise.
E-Commerce bedeutet übersetzt elektronischer Handel, was gleichbedeutend mit Online- oder Internethandel zu verstehen ist. Die Ein- und Verkaufsvorgänge erfolgen klassischerweise über einen Onlineshop – oft auch Webshop oder eShop genannt.
In den 1990er Jahren, als das Internet und damit auch die ersten Onlineshops ihren Siegeszug antraten, sah man den E-Commerce als Teil des größeren E-Business an. Als E-Business versteht man laut Wikipedia „die integrierte Ausführung aller automatisierbaren Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie.“ Das bedeutet, das E-Business vereint Bereiche wie E-Procurement, Supply Chain Managament, Customer Relationship Management und E-Commerce.
Heutzutage werden E-Commerce und E-Business fast gleichbeutend verwendet: „Die Begriffe E-Commerce und E-Business sind in der Literatur wie auch in der betriebswirtschaftlichen Praxis nicht eindeutig abgegrenzt“, erklärt Wirtschaftslexikon24.de. E-Commerce ist somit mehr als nur der reine Onlinehandel. Und nehmen Unternehmen diesen Fakt ernst, müssen sie verstehen, dass ein Onlineshop mehr als nur eine Bestellplattform ist.
Der E-Commerce als wichtiger Bestandteil der Digitalisierung
Aktuell ist der E-Commerce ein Treiber der Digitalisierung von Unternehmen. Moderne Onlineshops dürfen deswegen keine monolithischen, abgeschotteten Systeme sein. Stattdessen müssen sie derart flexibel und offen sein, dass sie an andere Systeme wie CRM, CMS, PIM oder ERP angebunden werden können. So wird ermöglicht, dass die verschiedenen digitalen „Einheiten“ eines Unternehmens miteinander kommunizieren können.
Produktinformationen, Kundendaten, Lagerbestände und andere Business-relevante Daten werden so reibungslos ausgetauscht – und das über verschiedene Geschäftsfelder hinweg, lokal wie auch international. Dafür wird unbedingt ein stringentes E-Commerce- und System-Konzept sowie ein klares Datenmanagement benötigt.
Beispiele für modernen E-Commerce
Beim E-Commerce geht es somit nicht nur um das reine Anbieten und Verkaufen von Dienstleistungen und Produkten über eine Webseite. Das Ziel sollte vielmehr sein, dass verschiedene Vertriebs- und Kommunikationskanäle digital miteinander vernetzt werden, um Prozesse zu beschleunigen, manuelle Tätigkeiten durch Automatisierung zu reduzieren und dem Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten.
Hier ein paar Beispiele, was damit gemeint ist:
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- Der stationäre Handel sieht den E-Commerce als Feind an. Das muss dank Cross- oder Omnichannel-Konzepten nicht sein. Hierbei werden die verschiedenen Vertriebswege derart miteinander verknüpft, dass der Kunde beispielsweise im Click & Collect-Verfahren online etwas bestellt, sein Produkt dann in einem frei wählbaren Ladengeschäft abholt und dort seinen Service mit einem menschlichen Ansprechpartner erhält.
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- Es geht auch anders herum: Cross-Channel-Handel macht es möglich, dass Kunden im Einzelhandel Produkte ausprobieren und genau diese dann später mit wenigen Klicks online bestellen können. So wird der Retail-Warenkorb zum Online-Warenkorb.
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- Dank der Verknüpfung eines Onlineshops mit der Logistikkette ist es möglich, dem Kunden genau zu sagen, wo sich sein bestelltes Produkt aktuell befindet und wann es bei ihm voraussichtlich ankommen wird.
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- Komplexe Bestellprozesse im B2B, die in der Vergangenheit mit viel Papier und großen Excel-Listen gemanagt wurden, können über ein digitales Händlerportal deutlich vereinfacht werden. Diesen Weg ging zum Beispiel der deutsche E-Bike-Hersteller Riese & Müller mit seiner Händler-Plattform.
Eine reine Shopsoftware reicht nicht mehr aus
Damit ein Onlineshop nicht nur ein Onlineshop bleibt, sondern zu einer vernetzten E-Commerce-Plattform mit vielfältigen Möglichkeiten wird, ist ein entsprechender technischer Unterbau benötigt. Eine reine Shopsoftware kann die großen Herausforderungen des neuen „Digital Commerce“ oft nicht erfüllen. Gerade wenn Unternehmen langfristig planen, zigtausende Produkte mit ebenso vielen Variationen anbieten, ihr Business internationalisieren oder eng mit anderen Systemen verknüpfen möchten, wird eine leistungsstarke Enterprise E-Commerce-Lösung („Shoptech“) wie zum Beispiel Magento 2 bzw. Magento Commerce benötigt.
Der aktuelle „Gartner Quadrant for Digital Commerce“ zeigt sehr gut, wo die namhaften Shop- und E-Commerce-Anbieter aktuell positioniert sind:
Fazit
Im alltäglichen Sprachgebrauch werden Begriffe wie „Onlineshop“, „Onlinehandel“ und „E-Commerce“ meist gleichwertig verwendet. Das ist in Ordnung. Doch Unternehmen, die sich mit dem Thema E-Commerce und Digitalisierung beschäftigen, dürfen nicht den Fehler begehen, wirklich nur einen reinen Onlineshop zu betreiben. Auch in Deutschland nimmt die Digitalisierung mittlerweile Fahrt auf. Deswegen ist es wichtig, dass gerade KMU und große Unternehmen gleichermaßen bei diesem Wandel Schritt halten und im „Digitalen Darwinismus“ überleben können, indem sie einen modernen und zukunftsweisenden E-Commerce betreiben.
Lesetipps:
In unserem kostenlosen Magazin „Zukunftsthemen“ erfahren Sie mehr über die Digitalisierung über den E-Commerce. Und unser Whitepaper „E-Commerce-Projekte erfolgreich umsetzen – So meistern Sie die Digitale Transformation“ erhalten Sie wichtige Ratschläge zur Umsetzung.
Bilder: Freepik, Wikipedia, netz98, IFH Köln/ECC, Gartner