Wie wird man reich und erfolgreich? Eine große Frage. Eine Antwort darauf lautet: E-Commerce-treibende Unternehmen sollten zum Gatekeeper werden, um näher an die Kunden heran zu rücken. So machen es beispielsweise Google und Amazon.
In unserer neuen Blog-Kolumne schreiben die Mitarbeiter von netz98 ganz frei von der Leber weg über ein Thema ihrer Wahl. Ihre Standpunkte sollen anregen und Sie, liebe Leser, zum Diskutieren ermuntern.
Es ist soweit. Dies ist der Moment, der mein Leben verändern wird. Ich stehe im Bademantel mit der Kaffeetasse in der Hand in der Küche. Neben dem Brotkasten steht mein neuer Sprachassistent namens Google Home Mini. Der “Donut” sieht zwar harmlos aus, soll aber das gesamte Wissen der Menschheit in sich vereinen. Deswegen frage ich:
Ok Google! Wie werde ich reich?
Die weißen LEDs fangen an zu tanzen. Mein Google Home Mini denkt nach. Lange. Offenbar eine schwierige Frage. Dabei müsste ein Google-Gerät eigentlich wissen, wie man richtig reich wird. Immerhin hat sein Erbauer einen Börsenwert von rund 900 Milliarden US-Dollar. Mein Kontostand ist deutlich niedriger.
Ich habe eine Theorie, wie man reich wird, im besten Fall so wie Google. Denn eine Strategie zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte dieses Unternehmens: die Ausrichtung als Gatekeeper.
Ein Gatekeeper versucht, sich zwischen die Bedarfsquelle (Konsument) und die bedarfsdeckende Instanz (zum Beispiel einen Onlineshop) zu drängen. Schafft der Gatekeeper es, diesen Zugang zu kontrollieren, so kann er diesen auch monetarisieren. Dabei gilt es, den anderen Mitbewerbern den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man in der Customer Journey so nah wie möglich an den Konsumenten heranrückt.
Bei Google sieht das so aus:
- Mensch
- Hardware / Software
- Suchmaschine
- Onlineshop
- Kauf
Warum eine Gatekeeper-Strategie absolut Sinn macht
Die Punkte Hardware, Software und Suchmaschine spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte von Google. 1998 ging die bekannte Suchmaschine live. Sie war minimalistisch, schnell, werbefrei und erfolgreich. Mit der Einführung von Google Adwords und dem Verkauf von Anzeigen in den Suchergebnissen war die wichtigste Einnahmequelle von Google geboren. Dies wurde verstärkt durch Google Shopping, der für Unternehmen kostenpflichtigen Produktsuche. Ein Konsument konnte so bequem in Google nach Produkten suchen, anstatt verschiedene Shops besuchen zu müssen.
Doch leider gab es damals mehrere Browser auf dem Markt, die Google nicht als Standardsuche anboten. Die logische Konsequenz war ein eigener Browser – Google Chrome war geboren. Der brachte den Suchmaschinen-Giganten wieder ein Stück näher ran an den Kunden. Genauso wie die Google-Betriebssysteme Android, Chrome OS und Wear OS. Danach folgte eine Hardware-Offensive: das Pixel-Smartphone, das Pixelbook-Laptop, der Chromecast für Videostreaming, die AR-Brille Glass und schließlich die Sprachassistenten der Google-Home-Reihe.
Näher geht es nun wirklich nicht mehr. Außer, wenn es Google schafft, unsere Gedanken zu lesen. Aber daran arbeiten die Entwickler bestimmt auch schon.
Auch Amazon ist ein Gatekeeper
Google exerziert nicht als einziges Unternehmen die Gatekeeper-Strategie. Ein weiteres ist Amazon mit den FireTV-, Kindle- und Echo-Produkten sowie dem mittlerweile eingestellten Dash-Button. Würth arbeitet schon länger an Lager-Regalsystemen, die ihren Warenbestand selbständig überwachen und bei Bedarf Ware zur Nachbefüllung bestellen. Und die Produktscanner-App CodeCheck zeigt Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Kosmetika an. Natürlich werden auch gesündere Alternativ-Produkte zum Kauf angeboten – aber nur von Unternehmen, die bezahlen.
Oh, mein Google Home Mini regt sich mittlerweile. Die Antwort auf meine Frage, wie man reich wird, fällt allerdings ernüchternd aus.
Hm, das klingt nach einer guten Frage für die Kristallkugel.
Und nun? Ich glaube, Google hat mich als Gatekeeper jetzt genau dort, wo es mich haben will …
Ok Google! Setze eine Kristallkugel auf meine Einkaufsliste.
Bild: Pixabay