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ERP Monolith Loop

Deshalb bremsen ERP-Monolithen Ihre Digitale Transformation aus

Viele Unternehmen schwören auf mächtige ERP-Systeme. Die großen Player unter ihnen bieten in den meisten Fällen ein Rundum-Sorglos-Paket an. Daraus resultieren gigantische Systeme, die eine Digitalisierung sehr schwierig machen. Aber müssen diese monolithisch aufgebaut sein, wie es immer noch in vielen Unternehmen aktuell der Fall ist?

 

Die Digitalisierung erfordert agile Systeme

Im Rahmen der Digitalisierung beschäftigen sich Unternehmen mit verschiedensten Themen. Eines davon lautet Agilität. Alles muss besser, schneller, flexibler laufen.

Digitalisierung, Agilität, Skalierbarkeit: Das alles klingt nicht nur gut, sondern ist wirklich sinnvoll. Doch in Sachen ERP (Enterprise Resource Planning) setzen viele Unternehmen seltsamerweise auf monolithische Systeme. An dieser vermeintlichen „eierlegenden Wollmilch-Sau“ wird stur festgehalten, obwohl dies oft keinen Sinn macht. Warum, das möchte ich hier ausführlich erklären.

 

Darum sind ERP-Systeme essenziell

Mit einem ERP-System möchten Unternehmen ihre Ressourcen planen und steuern. Vereinfacht ausgedrückt geben sie in das System alle Informationen zu ihrem Personal, ihren Materialien, Kosten oder Betriebsmittel ein und verknüpfen diese mit den verschiedenen Prozessen. Planungen, Forecasts, Reports und Abgleichungen mit der Unternehmensstrategie sind das Ergebnis.

Ein ERP-System besitzt somit zurecht in den meisten Unternehmen einen hohen Stellenwert. Dementsprechend ist es immens wichtig, dass es inhouse Spezialisten gibt, die sich Fachwissen in Sachen ERP aneignen – oder dass sich eine IT-Abteilung um die Wartung und Pflege kümmert. Hierfür sind Zertifizierungen, Weiterbildungen und -entwicklungen nötig. So entsteht in Unternehmen ein eigener kleiner Kosmos rund um das ERP. Gut, denn ohne ERP geht es in vielen Branchen nicht mehr.

Andererseits kann so auch ein Scheuklappen-Denken entstehen, das der digitalen Weiterentwicklung von Firmen schadet. Aber bevor ich die Gründe hierfür erläutere, möchte ich zunächst ein Stück weiter vorne ansetzen und einen Blick auf den ERP-Markt werfen.

 

Oracle, Microsoft, SAP und Co.: So sieht der ERP-Markt aus

Welche Software-Unternehmen haben Systeme für das Enterprise Resource Planning im Angebot? Um einen Überblick über die größten und bedeutendsten Anbieter zu erhalten, stellt der „Gartner Magic Quadrant for Cloud Core Financial Management Suites for Midsize, Lage und Global Enterprise“ eine sehr gute Orientierungshilfe dar.

Das in einem Schaubild zusammengefasste Ergebnis sieht so aus:

erp magic quadrant Gartner

 

Für viele mag die Auswertung von Gartner überraschen. Denn ganz oben steht nicht SAP, das ja weltweit sehr verbreitet ist, sondern Oracle. Zudem listet Gartner nur sehr wenige ERP-Hersteller auf. Die Erklärung hierfür: In dem „Magic Quadrant“ werden nur die Hersteller genannt, deren Systeme eine hohe Marktverbreitung haben und die eine zukunftsfähige Strategie in Sachen Digitalisierung und Cloud anbieten.

Wie klar ersichtlich ist, platziert sich Oracle mit seiner Oracle ERP Cloud eindeutig als Leader. Selbst die deutlich ältere Oracle NetSuite sieht Gartner noch als „Challenger“ an. Microsoft bietet verschiedene ERP-Lösungen an, davon wird Microsoft Dynamics 365 for Operations von den Analysten als visionäres Produkt angesehen. Erst im Feld links unten („Niche Players“) landet SAP mit SAP Business ByDesign, das wegen seiner Datenbanktechnologie SAP Hana in-memory DBMS in der Lage ist, moderne Cloud- und Digitalisierungs-Aufgaben abzudecken. SAP S/4HANA taucht in dieser Auswertung nicht auf, da es laut Gartner zu neu und nur für Unternehmen jenseits der 1.500 Mitarbeiter geeignet sei.

Die große Gemeinsamkeit aller ausgewerteten ERP-Systeme ist, dass sie von ihren Herstellern gerne als Suite (Softwarepaket) angepriesen werden. Order Management, Personalverwaltung, Business Intelligence, CRM, Cloud-Lösung – alles in einer Software, quasi das Rundum-Sorglos-Paket. Das klingt erst einmal praktisch und bequem. Aber benötigen Unternehmen so etwas wirklich?

 

Die (scheinbaren) Vorteile eines monolithischen Systems

Blicken wir mal auf SAP. Deren Produkte sind bei sehr vielen mittelständischen Unternehmen und weltweit agierenden Konzernen etabliert. Und das aus gutem Grund: Die Software läuft stabil und die von Gartner befragten Referenzkunden erscheinen mit SAP überdurchschnittlich zufrieden zu sein. Sie lobten besonders die Usability und die Zugänglichkeit für eigene Entwicklungen.

Diese Einschätzungen sind meines Erachtens richtig. Mit Java und C# setzt SAP auf moderne Programmiersprachen. Die Cloud-Lösung funktioniert und jeder Kunde kann sein SAP-System extrem tiefgreifend individualisieren. Es gibt zudem viele Erweiterungen und Individual-Lösungen für das Angebot aus Walldorf.

SAP und ähnliche ERP-Hersteller bieten somit monolithische Systeme an, die all das bieten, was Unternehmen für ihre Prozesse benötigen. Das klingt nach Vereinfachung und Stabilität. Doch diese scheinbaren Vorteile können in kurzer Zeit auch ziemlich teuer werden, was SAP aktuell eindrucksvoll – im negativen Sinne – zeigt.

 

SAP und seine gierige Schattenseite

In Sachen Netweaver Gateway (SAP-Produkt für Datentransfer) und der indirekten Nutzung änderte SAP vor ein paar Monaten die Lizenz-Politik. Was von dem Software-Giganten im PR-Sprech als „Modern Pricing for Modern Times“ als sympathische, innovative Neuerung verkauft wurde, ist nichts anderes wie ein Melken der Kunden. SAP kann nämlich nun für jede Datenlieferung an oder von Drittsystemen über den Netweaver Lizenzgebühren verlangen. Dieses Geschäftsgebaren sorgt verständlicherweise für Unmut und Ärger. Beispielsweise streitet sich die Brauerei Anheuser-Busch InBev mit SAP um 600 Millionen US-Dollar.

Dieses aktuelle Beispiel verdeutlicht, wie eine vergleichsweise kleine Änderung eines ERP-Anbieters ganz schnell dazu führen kann, dass seine Kunden nachträglich mit einer sehr hohen Rechnung zur Kasse gebeten werden. Zu den monetären Problemen gesellen sich auch technische: Ein Wechsel des Systems ist bei einem ERP-Monolithen recht schwer zu meistern.

 

Ohne Monolith wird man agiler

Ich habe in letzter Zeit sehr viel Kontakt zu Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand, die aktuell ihre SAP-Landschaft neu evaluieren. Auch über Branchenkontakte höre ich zunehmend, dass zahlreiche Mittelständler und Konzerne über neue ERP-Systeme nachdenken. Aus meiner Sicht scheint es einen klaren Trend zu geben, sich von der Ein-System-für-Alles-Lösung zu verabschieden. Stattdessen werden für verschiedene Aufgaben entsprechend spezialisierte Software-Produkte eingesetzt.

Unternehmen, die solch einen Abbau ihrer IT-Monolithen einläuten, sollten spätestens in fünf Jahren müde lächeln können, wenn ein Anbieter eine vermeintliche Abhängigkeit ausnutzen und durch eine Lizenz-Änderung schnellen Umsatz generieren möchte. In solch einem Fall kann ein neuer Anbieter schnell evaluiert, die Infrastruktur in kurzer Zeit angepasst und die frisch angeschaffte Anwendung binnen weniger Tage gestartet werden. Und mit dem Abbau von komplexen Monolithen geht ein weiterer wichtiger Wandel einher: Die Unternehmen beschäftigen sich intensiver mit dem Thema Agilität und Skalierbarkeit.

 

Fazit

Nein, ich habe nichts gegen SAP, Oracle und andere Schwergewichte! Doch ich merke zunehmend, dass diese angeblichen All-in-One-Lösungen zum Hemmschuh vieler digitaler Umbrüche werden können.

Jedes Mal, wenn ich mich mit Managern und Firmeninhabern über Geschäftsmodelle unterhalte, höre ich die Frage: „Wie skaliert das unser Business?“ Nichts scheint in der heutigen, Start-up-geprägten Zeit wichtiger zu sein. Doch bei den IT-Systemen gilt dieses Credo seltsamerweise nicht. Deswegen stelle ich dann die Frage: „Ihr ERP-System ist ein über die Jahre enorm angewachsener Monolith – wie skaliert der denn?“

Anders ausgedrückt: Wenn Unternehmen wirtschaftlich wachsen möchten, müssen sie sich über verschiedene Stellschrauben Gedanken machen. Wenn ein Business schnell skalieren soll, müssen die verwendeten Systeme ebenso leicht skalierbar und agil anpassbar sein. Das ist bei Monolithen, wie sie im ERP-Umfeld vorkommen, leider oft nicht möglich. In Zeiten der Digitalisierung, die von enorm schnellen Umbrüchen geprägt sind, kann das bald zu einem Nachteil und Bremsklotz werden.

 

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Hartwig Göttlicher
Hartwig Göttlicher
Head of Business Development
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