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Störung der Lieferketten: So kann der E-Commerce helfen

Die globalen Lieferketten sind gestört, die benötigten Materialien sind rar und teuer, in der Logistik herrscht Chaos. Wie es dazu kommen konnte und welche wichtige Rolle der E-Commerce bei der Lieferkette spielt, verraten wir im Blogbeitrag.

 

Produktionsausfälle, Transportprobleme, Rohstoffmangel

Stahl, Holz, Palmöl, Papier – all diese Rohstoffe sind in normalen Zeiten unbegrenzt zu bekommen und wichtige Bestandteile der Produktion. Doch vor allem die Corona-Pandemie und dessen resultierende Folgen hat die Industrie in vielen Bereichen regelrecht zum Stillstand gebracht. Dazu kommen Produktionsausfälle bei Zulieferern, Transportprobleme und Rohstoffmangel. Die globalen Lieferketten sind gestört, Lieferengpässe und ein starker Anstieg der Preise für Rohstoffe gehören zu der Tagesordnung. Die Probleme in der Lieferkette betreffen dabei nicht nur international orientierte Industrien, sondern sämtliche Betriebe aller Branchen und Größen und damit letztlich auch den Endkunden.

 

Verschiedene Gründe führen zu den Lieferproblemen

Momentan fehlt es an allen Ecken und Enden und das in sehr vielen Branchen. Doch wie kam es zu den gerissenen Gliedern der Lieferketten?

 

Herunterfahren der Produktion

Zum einen wäre da das Corona-Virus, das uns seit fast 2 Jahren in Atem hält. Zu Beginn der Pandemie und den anfänglichen Lockdowns wurde die Produktion in den meisten Betrieben und Produktionsstätten runtergefahren oder komplett lahmgelegt – und das weltweit. Dadurch wurde viel weniger produziert als geplant und Ware später versendet.

 

Energieversorgung China

Ein Grund für die internationalen Versorgungsengpässe von Materialien wie Roheisen, Aluminium oder Magnesium ist die Energieversorgung in China. Denn dort stehen ganze Werke aufgrund von Strommangel still und die Produktion kommt damit erheblich ins Stocken. Die Produktionseinschränkungen führen zu einem erheblichen Störfaktor in der globalen Lieferkette.

 

Halbleiter-Krise

Auch der Mikrochip-Markt ist wie leergefegt. Dazu führte der überraschende Zuwachs bei der Nachfrage an Unterhaltungselektronik und neuen Rechnern während des Lockdowns. Neben Elektronikartikeln wie Smartphones, Computer oder Spielekonsolen betrifft die Halbleiter-Krise vor allem auch die Automobil-Branche. Denn auch hier werden die Mikrochips dringend gebraucht. Halbleiter sind der Hauptbestandteil von Mikrochips. Diese regeln zum Beispiel in Steuergeräten Antrieb und Fahr- oder Bremsverhalten. Gleichzeitig steuern sie Airbags oder Assistenzsysteme. Da es bei der Autoproduktion im Zuge der Corona-Pandemie zu Produktionsausfällen kam, wurden die Halbleiterbestellungen reduziert. Es herrscht ein akuter Mangel, der sich auch in nächster Zeit nicht auflösen lässt.

 

Beschleunigung der Digitalisierung

Ein weiterer Grund für den Mangel an Mikrochips ist die beschleunigte Digitalisierung. Im Zuge der Corona-Pandemie mussten viele Unternehmen umdenken und ein Standort-unabhängiges Arbeiten ermöglichen. Zudem wurde auch der Schulunterricht in einigen Ländern ausschließlich online angeboten. Das Schaffen digitaler Lehrangebote und der vorherrschende Trend von Homeoffice führte zu einer erhöhten Nachfrage an digitaler Ausrüstung, die wiederum besagte Mikrochips benötigt.

 

Unfall im Suez-Kanal

Einen großen Einfluss auf die Lieferproblematik hatte auch der Unfall im Suez-Kanal im März 2021. Das Containerschiff Ever Given blockierte für eine Woche die wichtige Durchfahrt. Dadurch kamen nicht nur die selbstgeladenen Container zu spät an, sondern auch weitere Transportschiffe hingen fest. Selbst als die Durchfahrt nach einer Woche wieder möglich war, konnten die Lieferengpässe nicht aufgeholt werden.

 

Baustopp in Folge von Rohstoffmangel

Auch das Bauholz wird zunehmend knapp. Schuld am Rohstoffmangel sind vor allem die Waldbrände in den USA und der Schädlingsbefall in Kanada. Neben der Verknappung der Waldbestände befeuert die erhöhte Nachfrage nach Holz die Lieferproblematik und damit auch die Lieferpreise, die exorbitant in die Höhe schießen.

 

Palmöl-Mangel

Palmöl gilt als das wichtigste Speiseöl in der Lebensmittelindustrie und ist in vielen Lebensmitteln enthalten wie z.B. In Schokolade und Gebäck. Gleichzeitig wird es auch in anderen Branchen für die Herstellung von Kosmetika wie Lippenstifte oder auch als Brennstoff für Biodiesel benötigt. Die Produktion von Palmöl ist im Zuge der Corona-Pandemie zurückgegangen. Nachdem die Nachfrage auch hier wieder angezogen ist, gibt es nicht genug Palmöl-Ressourcen auf Lager. Die Folge: Die Preise für Palmöl steigen und damit auch die von allen betroffenen Produkten, die den Rohstoff enthalten.

 

Selbst Pandemie Gewinner sind am Straucheln

Die Nachfrage nach Fahrrädern und E-Bikes ist so hoch wie nie. Immer mehr Menschen möchten auf ein Zweirad in der Alltagsmobilität umsteigen. Doch auch die Produktion von Fahrrädern und E-Bikes ist gewaltig ins Stocken gekommen. Gründe dafür sind zum einen Lieferengpässe von mechanischen und elektronischen Bauteilen und zum anderen die höhere Nachfrage. Viele Hersteller bestellen Komponenten in Asien und machen die Endmontage in Europa. Durch den Rohstoffmangel, das Herunterfahren der Produktionen in Asien und dem erschwerten Transport nach Europa kommt es zu gewaltigen Lieferproblemen der Fahrradkomponenten und so auch zu einer Verzögerung der Auslieferung an die Händler. Das Resultat: Halbfertige Räder türmen sich in den Produktionshallen der Hersteller. Durch die Lieferengpässe wird monatelanges Warten auf das fertige Rad für Kunden zu einer wahren Geduldsprobe.

 

Wie kann auf die Lieferengpässe reagiert werden?

Wie fragil die aktuellen Lieferketten aufgebaut sind und welche Abhängigkeit zwischen Europa und Asien herrscht, zeigt die momentane Krise deutlich. Doch wie können diese Probleme in Zukunft vermieden werden?

 

Abhängigkeiten reduzieren

Ein möglicher Schritt um zukünftige Lieferengpässe in der aktuellen Größenordnung zu vermeiden, ist die Reduzierung von Abhängigkeiten. Gerade die Herausforderungen der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass auch Europa in der Lage ist, die Produktion spezieller Produkte – wie z.B. Schutzmasken – hochzufahren. Durch die Verlagerung der Produktion nach Europa könnten die bisher komplexen Lieferketten über Kontinente hinweg reduziert werden. Die Frage, die sich die Hersteller, aber auch die Politik dabei stellen sollte ist, was hier produziert werden kann und zu welchen Bedingungen. So möchte Europa die Chipindustrie ausbauen und auch in anderen bedeutsamen Sektoren wie Rohstoffe, Pharmawirkstoffe, Batterien, Wasserstoff und Cloud-Technologien die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern minimieren. Damit Firmen anfangen wieder in Europa zu produzieren, ist es wichtig den Standort möglichst attraktiv zu machen. Ein wichtiger Bestandteil der Strategie ist der Aufbau neuer Lager und der Ausbau des Lagerbestands. Jedoch binden Lager in Europa zu viel Fläche und Kapital, weswegen es kostengünstiger und profitabler ist auf Lager in Fernost zurückzugreifen. Hier müssten wichtige Stellschrauben gesetzt und die Kooperationen zwischen EU-Ländern verstärkt werden.

 

Transparenz über die gesamte Lieferkette

Was in der gesamten Krise mehr als deutlich wurde ist, dass bei den teilweise sehr komplexen Lieferketten die Transparenz fehlt. Die meisten Verbrauchsgüter und Materialien der einzelnen Zulieferer durchlaufen einen kombinierten Transport aus Seefracht, Luftfracht, Bahn oder LKW. Damit das Produkt beim Hersteller und letztlich beim Händler landet, sind mehrere Umladungen nötig. Kommt es zu Unterbrechungen oder einer Verzögerung der Lieferkette, betrifft das in der Regel die gesamte nachgelagerte Wertschöpfungskette. Sind diese Informationen nicht transparent, kann nicht auf die neuen Anforderungen flexibel reagiert werden, die einzelnen Gewerke können nicht weiterarbeiten und die letztliche Auslieferung verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Aber auch die Transparenz gegenüber dem Kunden ist wichtig. Dieser sollte genauso als Teil der Lieferkette angesehen und bei Verzögerungen der Auslieferung rechtzeitig in Kenntnis gesetzt werden.

 

E-Commerce

Der E-Commerce hilft dabei, genau diese Transparenz in die Lieferketten zu bekommen. Denn wenn alle Warenströme und Lieferketten digital erfasst werden, können Probleme bei Zulieferern schneller identifiziert werden, Unternehmen können besser reagieren und umplanen und so die Produktion anpassen. Das hat auch Vorteile für den Endkunden. Kann sich dieser beispielsweise über einen Zugang zur Plattform selbständig über die aktuelle Liefersituation informieren, reduziert dies möglicherweise dessen Unmut, aber auch Kontakte. So muss der Kunde nicht erst den After-Sales-Support kontaktieren, um Informationen zum Lieferstatus zu erhalten. Smarte Systeme können dem wartenden Händler bzw. Endkunden bei Verzögerungen auch selbständig mögliche Alternativen anbieten.

Mithilfe des E-Commerce können Firmen die komplexen Lieferketten widerstandsfähiger machen. Hierfür ist eine Plattform für den Datenaustausch nötig, die mittels Schnittstellen mit verschiedenen, vorhandenen IT-Systemen der Lieferanten interagiert. Dazu kommt die regelmäßige Pflege des ERP oder PIM-Systems, um so einen aktuellen Produktionsplan zu garantieren. Mit einer digitalen Logistik-Plattform lassen sich zwar keine Störungen der Lieferkette verhindern, doch macht sie ein schnelles und flexibles Reagieren auf sich verändernde Bedingungen in der Lieferkette und so auch neue Handlungsalternativen für Unternehmen möglich.

 

Bild: freepik

 

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Hartwig Göttlicher
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