Was bedeutet der Einsatz einer E-Commerce-Plattform für die Digitalisierungsstrategie eines Unternehmens? Welche konzeptionellen und technischen Anforderungen gibt es? Und welche Vorteile bietet Magento als Systemlösung? Ein Gespräch mit unseren netz98-Experten Elias Henrich (Senior Software Architekt) und Vera Hofer (Senior E-Commerce Consultant).
Das Interview führte Sarah Groß, Head of Client Relations bei netz98.
Liebe Vera, lieber Elias, ein wichtiger Teil eurer Aufgabe bei netz98 ist es, Interessenten von uns zu beraten. Dabei geht es meistens um die Möglichkeiten und den Einsatz einer E-Commerce Plattform bezogen auf die individuelle Digitalisierungsstrategie und das Business Modell des Unternehmens. Was sind hierbei die konzeptionellen und technischen Hauptanforderungen, die an euch herangetragen werden?
Vera: Konzeptionell betrachtet geht es sowohl in B2B- als auch in B2C-Digitalisierungsprojekten ganz häufig um die Flexibilität die Plattform modular zu erweitern – daher spielen Mandantenfähigkeit und Internationalisierungsmöglichkeiten eine große Rolle. Die meisten Kunden starten mit einem MVP (mehr zum MVP-Ansatz), d.h. es gibt die Idee, klein in einen Markt im E-Commerce zu starten und dann aber die Plattform zu skalieren. Dabei soll natürlich auf technische und inhaltliche Synergien zurückgegriffen werden.
Elias: Technisch gesehen geht es ganz entscheidend um die Anbindung der E-Commerce Plattform an teils schon existierende Systeme im Unternehmen wie ERP- oder PIM-System. Perspektivisch ist die Anbindung an weitere neue Systeme, wie bspw. ein CMS-System oder eine CDP-Plattform gefragt. Hier geht es dann nicht nur um die Anbindung an sich, sondern auch darum, die passende Architektur zu schaffen, in der alle Systeme performant Hand in Hand zusammenarbeiten.
Wie begegnet ihr diesen Anforderungen in den ersten Gesprächen?
Vera: An erster Stelle steht die Strategie: Ist die Plattform Teil einer übergreifenden Digitalisierungsstrategie? Was ist die Vision und welches sind die genauen Ziele? An dieser Stelle beraten wir unsere Kunden, analysieren den Markt und die Zielgruppe. Daraufhin erarbeiten wir eine E-Commerce Roadmap, die darauf abzielt, die Strategie umzusetzen und die gesetzten Ziele zu erreichen. Diese Roadmap besteht aus Anforderungen, die wir meist in Anforderungs-Workshops gemeinsam strukturieren und natürlich priorisieren.
Im Rahmen dieser Workshop-Termine werdet ihr bestimmt auch oft gefragt, wieso eurer Meinung nach Adobe Commerce die für den Interessenten passende E-Commerce Plattform wäre. Was antwortet ihr darauf?
Elias: Die Anforderungen, die uns begegnen, umfassen oft verschiedene Sprachen und Märkte, verschiedene Marken und – vor allem im B2B Umfeld – diverse Kundengruppen mit jeweils eigenen Steuerregeln. Für dieses Maß an Anpassungsfähigkeit ist Adobe Commerce prädestiniert. Andere Shopsysteme sind im Vergleich nur bedingt für den Vertrieb mehrerer Marken ausgelegt. So werden bspw. oft Kundendaten zwischen den unterschiedlichen Vertriebskanälen geteilt – das ist häufig explizit nicht erwünscht und würde daher tiefgreifende Anpassungen der Plattform erfordern. Adobe Commerce hat dieses Feature in seiner grundlegenden Architektur verankert. Die Plattform bietet darüber hinaus eine größere Flexibilität in Bezug auf Internationalisierung als die meisten anderen Plattformen. So sind hochkomplexe Preisgestaltungen möglich (z.B. kundenindividuell in Abhängigkeit vom jeweiligen Markt) und erlauben dennoch manuelle Eingriffe durch den Administrator (z.B. per Preisregeln). Andere Systeme erfordern hier teils sehr tiefe Anpassungen im Code und sind entsprechend schwerfälliger.
Vera: In den Strategie- und Anforderungsworkshops erhalten wir einen guten Überblick über die Ziele, die der Kunde mit seiner E-Commerce-Plattform verfolgt. Dadurch können wir die Board-Mittel, die Adobe Commerce als Shopsystem liefert, ideal daran ausrichten und einsetzen. Neben den schon angesprochenen Themen wie Internationalisierung, Kundengruppen oder Preisgestaltung, lässt sich Adobe Commerce durch die Adobe Produktwelt ideal erweitern, um das Beste aus dem Shop rauszuholen. So eignen sich Adobe Target, Adobe Analytics und Adobe Sensei, um die Personalisierung, Segmentierung und Vermarktung im Shop zu optimieren.
Für B2B-Portale bieten die B2B-Module von Adobe Commerce wie Company-/Customer Konstrukt, Shared Catalog oder die Angebotsfunktion passende Lösungen.
Elias, du hast vorhin erwähnt, dass die Anforderung der Integration von Systemen und Diensten eine häufige Anfrage von Interessenten ist. Wie siehst du die Möglichkeiten hierfür mit Adobe Commerce?
Elias: Bei der Integration externer Dienste zeigt Adobe Commerce einmal mehr seine Anpassungsfähigkeit: Der von Haus aus große Funktionsumfang kann nach und nach durch die Einbindung externer Dienste ergänzt oder abgelöst werden. Adobe baut die Architektur und die Möglichkeiten rund um Adobe Commerce kontinuierlich weiter aus. Zum Beispiel über den neuen Adobe App Builder: Dieser ist ein neues, mächtiges Tool im Adobe Stack, das es ermöglicht, kleine Funktionen, API-Erweiterungen und Web-Apps zu erstellen. Mit diesem Framework können zukünftig neue Anwendungen noch schneller und einfacher erarbeitet und bereitgestellt werden.
Noch einmal zusammenfassend: Wie geht ihr beim Erstkontakt vor, wenn ein Unternehmen sich für den Einsatz von Adobe Commerce interessiert?
Vera: Wenn wir Anfragen erhalten, betrachten wir immer erst die individuellen Anforderungen, die Systemlandschaft in der Ausgangssituation und die Vision, in welche Richtung sich die digitale Landschaft der Interessenten entwickeln soll. Hieraus leiten wir dann unter anderem ab, welche Technologien zum Einsatz kommen können. Adobe Commerce bietet unserer Meinung nach eine starke Architektur als Basis und ermöglicht sehr gut die Umsetzung individueller Anforderungen. Es unterstützt nicht nur die vorhandene Infrastruktur, sondern ist auch offen für zukünftige Änderungen. Daher können wir Adobe Commerce in vielen Fällen nach Prüfung aller Anforderungen empfehlen. Das Feedback unserer Kunden, v.a. auch in der Handhabbarkeit ihres E-Commerce-Alltags bestätigt dies.
Vielen Dank für das Interview!
Bilder: netz98, Adobe