„Kann ich die Produktdaten so aufsetzen, dass ich sie für alle Systeme nutzen kann?“ Das ist eine der unangenehmsten Fragen die Kunden stellen können. Denn so simpel sie daher kommt, so einfach und geradlinig soll sie auch beantwortet werden – was leider nicht möglich ist. Voraussetzung für gut gepflegte Produktdaten ist aber ein PIM-System.
Eine Frage der Perspektive
Medienneutralität ist im Kontext des Product Information Managements natürlich immer ein Thema. Prinzipiell kann ich Produktdaten immer für alle Systeme nutzen, vorausgesetzt ich verfüge über die entsprechenden Schnittstellen. Eine Transformation des Datenformats ist prinzipiell immer möglich. Natürlich lassen sich die Produktdaten in einem PIM-System auch so modellieren, dass sie fast ohne Aufwand für andere Systeme übernommen werden können. Das läuft dann in der Regel auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen allen Systemen hinaus. Geht es nur um T-Shirts in einer einzigen Größe und Farbe ist das unproblematisch. Bei komplexeren Produkten ist ein produktiver Einsatz des PIM-Systems dann aber nicht mehr möglich.
Produktattribute sind individuell
Die einfache Frage lässt sich also nicht einfach so beantworten. Umfang und Struktur des jeweiligen Datenmodells richten sich dabei nach den Anforderungen des Nutzers und insbesondere nach der Art seiner Produkte und seines Portfolios. Bücher sind schon komplexer als T-Shirts, weisen aber untereinander keine Abhängigkeiten auf. Ganz anders ist das bei einem Werkzeugmaschinenanbieter: Hier sind eventuell Bohrer im Sortiment, für die nur bestimmte Bohrköpfe verwendet werden dürfen und die sich wiederum nur für bestimmte Materialien eignen. Neben den Beschreibungen und Attributen des Produkts „Bohrer“ müssen also auch die Abhängigkeiten als weitere Attribute erfasst sein. Daher ist es entscheidend, dass das Datenmodell an die Produkte angepasst ist und nicht umgekehrt, die Daten nach den Anforderungen und Möglichkeiten des PIM-Systems oder anderer Systeme modelliert werden.
Produktdaten über ein PIM in Magento übertragen
Magento benutzt unter anderem Attribut-Sets, um den Produktkatalog zu strukturieren. Bei der Anbindung von E-Commerce-Plattformen auf Basis von Magento steht man dann häufig vor der Herausforderung, die Produktgruppen, ihre Hierarchie und die Komplexität der Produktattribute im PIM-System auch mit den Attribut-Sets von Magento abzubilden. Da die Produktdaten im PIM wie beschrieben nicht gezielt für das Schema des Ausgabekanals angelegt werden und ein Eins-zu-eins-Abbild im Shop nur selten möglich ist, müssen die Produktattribute gemapped werden.
PIM ist anforderungsgetrieben
Um sich die Arbeit nicht unnötig schwer zu machen oder schlimmstenfalls aufwendig nachzusteuern, sollte man zuvor ausführlich die konkreten Anforderungen und nötigen Workflows in einem Workshop erörtern. Dabei müssen neben den Fragen zu Produktattributen unbedingt folgende Punkte zur Sprache kommen:
- In welche Zielkanäle sollen die Produktinformationen ausgespielt werden?
- Aus welchen Datenquellen soll zukünftig das PIM-System befüllt werden?
- Hängt der Shop am PIM-System oder werden PIM, ein E-Commerce-System und andere Unternehmenssoftware eine gemeinsame, integrierte Lösung bilden, die eventuell auch in einem Multichannel-Ansatz produktiv sein soll?
- Welche Produktattribute braucht es für welchen Kanal?
- Wie oft findet diese Befüllung statt / Wie häufig werden die Daten aktualisiert?
- Wie groß wird die zu verwaltende Datenmenge sein?
- Ist eine Internationalisierung angedacht und wenn ja in welchem Umfang?
Bei allen Prozessen muss mitbedacht werden, ob das PIM direkt schreibend und lesend auf Drittsysteme zugreift, selbst SQL-Zugriffe erlauben soll oder ob manuelle Import/Exports genügen. Hiervon hängt es letztlich ab, welche Schnittstellen zu welchen Systemen benötigt werden und wie komplex die dabei ablaufenden Transformationen sind.
Performance
Gerade bei häufigen direkten Zugriffen, gilt es auch an die Performance zu denken. Der Teufel steckt hier im Detail: Zwar führt ein PIM im Frontend einen Master-Artikel, unter dem die Varianten angehängt sind. Datenbankseitig handelt es sich dabei aber jeweils um eigenständige Objekte, womit das Datenvolumen sehr groß sein kann. Ein anderes Beispiel sind Services wie etwa Webinare, Schulungen, Zertifizierungen. Auch die lassen sich problemlos als Produkte in einer E-Commerce-Plattform vertreiben. Allerdings ändern sich hier erfahrungsgemäß Produktattribute wie Ort und Zeit regelmäßig über die Angebotslaufzeit, der Anbieter muss also auch regelmäßig Aktualisierungen durchführen. Über die tatsächlichen Datenmengen, und wie man mit ihnen am besten umgeht (in welchen Intervallen man etwa Produktupdates durchführt), muss im Workshop also genau gesprochen werden.
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