Das Thema Internationalisierung bleibt ja ein Dauerbrenner. Wir haben daher ein paar europäische Märkte hinsichtlich ihrer Besonderheiten und Anforderungen im E-Commerce unter die Lupe genommen. Großbritannien ist aus unerfindlichen Gründen einfach außen vor geblieben. Im ersten Teil zum „E-Commerce in Europa“ geht es um Frankreich und Italien.
Frankreich:
Wie auch in Deutschland spielen Marktplätze und Multichannel-Modelle in Frankreich eine große Rolle. Dabei ist die Verschränkung mit dem stationären Handel etwa durch Click & Collect allerdings schon etwas intensiver. Der Markt ist zwar kleiner als hierzulande, für 2016 wird mit einem Umsatz von 34 Millionen Euro gerechnet (10 weniger als in Deutschland), zeigt aber ein gesundes durchschnittliches Wachstum von 15 Prozent. Wie überall im europäischen E-Commerce, ist Bekleidung das beliebteste Segment. Im letzten Quartal wurden fast 17 Prozent im Modehandel online umgesetzt. Die Wachstumsraten liegen hier allerdings nur noch im unteren einstelligen Bereich.
Top-Seiten im französischen E-Commerce
Positiv für europäische und deutsche Händler: Franzosen kaufen gerne grenzüberschreitend ein. Dabei sind auch hochpreisige Produktsortimente durchaus beliebt, solange das Preis-Leistungs-Verhältnis als positiv empfunden wird. Entscheidendes Kriterium ist hier insbesondere die Qualität.
Besondere Anforderungen stellt der französische Onlinemarkt an Design und Content
Ansprache und Darstellung sollten nicht so nüchtern sein wie in Deutschland. Animationen und Bewegtbild-Elemente, insbesondere bei Promoaktionen und Produktpräsentationen, ein anderes Spektrum an Alltagsfarben – die gerne auch etwas knalliger ausfallen können – und eine emotionale Ansprache sind im französischen E-Commerce üblich. Wenn man hier auch nichts falsch nur vieles richtig machen kann, so ist die Sprache aber ein KO-Kriterium: Jedwede textuellen Elemente müssen perfekt ins Französische übertragen sein, um ein hohes Vertrauen in den Shop und eine gute Usability zu gewährleisten.
Zahlarten:
Das wichtigste Onlinezahlungsmittel in Frankreich ist die Kreditkarte und hier insbesondere der Standard carte bleue, eine Mischung aus Kredit- und Debitkarte. An zweiter Stelle kommt dann Paypal.
Italien:
Der italienische E-Commerce Sektor hinkt dem Europäischen Durchschnitt doch deutlich hinterher. Zwar kaufen Italiener gerne online ein, der E-Commerce hat aber lediglich einen Anteil von 3,5 Prozent am gesamten Handelsvolumen, was weit unter dem europäischen Durchschnitt von 10 Prozent liegt. Allerdings liegen die Wachstumsraten auch in Italien bei etwa 15 Prozent. Wie passt das zusammen? Bisher verkaufen nur 5 Prozent der italienischen Unternehmen ihre Waren online, es fehlt an Know-how und entsprechender Service-Infrastruktur. Daher bestellen 79 Prozent der Italiener eben auch crossborder. Für deutsche Onlinehändler ergibt sich also durch den geringen inländischen Wettbewerb ein großes Potenzial. Wichtigstes Segment ist momentan nicht Fashion, sondern Tourismus.
Top-Seiten im italientische E-Commerce
Besondere Anforderungen im italienischen E-Commerce
Immerhin ein Viertel der Einkäufe erfolgt über mobile Endgeräte. Kein Wunder, haben doch nur 62 Prozent der Italiener einen stationären Internetzugang. Der Shop muss also mobile-optimiert sein. Weiterhin ist die Sprache ein entscheidendes Kriterium: Englisch wird zwar immer besser verstanden, abgesehen von Südtirol tut man sich aber mit Deutsch schwer, deswegen sollten alle Seiten und insbesondere auch die AGBs in Italienisch sein. Ansonsten legen italienische Kunden Wert auf:
- eine hohe Produkt- und Servicequalität sowie Zuverlässigkeit
- die Möglichkeit Produkte dahingehend überprüfen zu können, sprich zur Ansicht zu bestellen –> und daher kostenlos zu retournieren (mit dem Vorteil, dass tatsächlich kaum retourniert wird)
Ein Gütesiegel wie das Sigillo Netcomm ist daher sicher ein gutes Trustsignal.
70 Prozent aller Online-Zahlungen laufen über Kredit- bzw. Debitkarte (ohne die regionale CartaSì geht hier gar nichts). Auf der zweiten Position folgt PayPal mit 24 %. Außerdem kann man in Italien auch per Nachnahme noch Kasse machen.
Mehr zum E-Commerce in Europa in einem der nächsten Beiträge