Welche Technologien und Konzepte könnten dieses Jahr den Onlinehandel bestimmen? Das sind unserer Meinung nach die heißesten E-Commerce-Trends 2019.
Viele Möglichkeiten für den Onlinehandel
Gleich vorweg: Es gibt nicht den Trend im E-Commerce, auf den Unternehmen unbedingt setzen müssen. Es bestehen verschiedene Konzepte nebeneinander, die Onlinehändler als einzelne Bausteine für ihre Gesamtstrategie verwendet werden können. Und die Auswahl wächst von Jahr zu Jahr.
Unsere Experten Matthias Eckert (Head of Digital Innovations), Simon Schröer (Senior Solution Engineer) und Tim Hahn (Geschäftsführer und Gründer netz98) haben die aus ihrer Sicht wichtigsten E-Commerce-Trends 2019 zusammengetragen.
Trend Nr. 1: Mobile Commerce
Nahezu 100 Prozent aller Jugendlichen besitzen ein Mobiltelefon, auch die Zielgruppe der Silver Generation kommt nicht mehr ohne aus. Rund 50 Prozent aller Deutschen nutzen ihr Smartphone fürs private Onlineshopping, Tendenz steigend. Ähnlich sieht es im Mobile B2B Commerce aus: Auch hier werden die Mobilgeräte für die Informationsbeschaffung genutzt, allerdings ist der PC noch das präferierte Gerät für den Einkauf. Das könnte sich aber in naher Zukunft verändern.
„In den USA nutzen bereits über 90 Prozent der Einkäufer für ihre Recherche ein Smartphone, 25 Prozent tätigen dann den eigentlichen Kauf über das mobile Device“, erklärt Matthias Eckert. „Dieser Trend wird bald auch in Deutschland ankommen, davon bin ich überzeugt.“
Simon Schröer ergänzt: „Durch die Dominanz des Smartphones müssen sich Unternehmen mit dem Thema Mobile Commerce beschäftigen. Responsive Webseiten sind hierbei nur ein kleiner Baustein. Dank Progressive Web Apps (PWA) können Onlineshops mit Features von Apps angereichert werden. Deswegen sind PWA aus technischer Sicht ein großes Thema für 2019.“
Trend Nr. 2: Customer Experience
Der Kunde ist König. Dementsprechend muss er in seiner gesamten Customer Journey zufriedengestellt werden. Dies gelingt, wenn die Customer Experience (CX) stimmt. Um diese nahtlos abzudecken, benötigen Unternehmen entsprechende Tools zum Customer Experience Management (CXM). Große Anbieter wie Adobe und SAP bieten 360-Grad-Suiten an, mit denen die Kunden von Anfang bis Ende erfasst und mit entsprechenden Maßnahmen bespielt werden können. So werden Lücken, wie sie früher bei Vermarktung und Verkauf gerne entstanden, mit smarten Software-Lösungen geschlossen.
Tim Hahn: „Das Thema Customer Experience wird 2019 an Bedeutung zunehmen, da es immer bessere Lösungen gibt, um die Kunden End-to-End zu bedienen. Hierbei spielt der E-Commerce eine eminent wichtige Rolle, da sich der moderne Kunde auf Onlineshops und Plattformen inspirieren lässt, gezielt nach Produkten sucht, Preise vergleicht, Anfragen stellt und schließlich einkauft. CX bedeutet für mich, den E-Commerce nahtlos in möglichst viele Touchpoints zu integrieren, damit es zu einem Online-Kaufabschluss kommt.“
Trend Nr. 3: Conversational Commerce
Einkaufen per Sprachbefehl – ein Thema, das seit ein paar Jahren gehypt wird. Die Voraussetzungen dafür sind eigentlich nicht schlecht. Smart-Home-Geräte wie Amazon Echo oder Google Home verkaufen sich sehr gut, auch Drittanbieter setzen zunehmend auf die Sprachassistenten Alexa und Google Assistant. Trotzdem sind die Zahlen ernüchternd: Wie 2018 bekannt wurde, kaufen nur zwei Prozent der Alexa-Nutzer per Sprachbefehl ein. Und davon sind 90 Prozent nur Einmalkäufer.
„Bislang werden digitale Assistenten von der Mehrzahl der Anwender nur als nette Spielerei gesehen. Doch wie Google jüngst zeigt, zum Beispiel durch die Integration des Google Assistent in Google Maps und andere Dienste, werden die digitalen Assistenten in den kommenden Jahren stärker in den Fokus rücken“, so Simon Schröer. „Sobald das Vertrauen der Verbraucher da ist, wird auch das Einkaufen per digitalem Assistent kein Novum mehr sein, sondern zum digitalen Leben gehören wie Netflix oder Google Maps.“
Trend Nr. 4: Headless E-Commerce
Beim Headless-Ansatz werden E-Commerce-Systeme so eingesetzt, dass ihr Store-Frontend nicht zum Tragen kommt. Stattdessen wird nur das “Gehirn” verwendet. Das verarbeitet innerhalb einer Omnichannel-Strategie über verschiedene Kanäle hinweg die Daten von PIM- und ERP-Systemen. So ist es zum Beispiel möglich, ein Magento-Headless-System flexibel in eine SAP-Landschaft zu integrieren.
Simon Schröer erklärt: „Mit dem Headless-Ansatz kann man wesentlicher flexibler reagieren, wenn es um das Ansprechen von Kunden und Händlern geht. Je nach Bedürfnis der Zielgruppe werden unterschiedliche Channels benötigt, zum Beispiel Desktop, Mobile und App. Durch das Umwandeln des Shops in eine universelle Plattform kann sehr schnell auf neue Anforderungen reagiert werden. Zum Beispiel durch die vergleichsweise unkomplizierte Integration weiterer Komponenten und Technologien wie PWAs.“
Trend Nr. 5: Hardware als Gatekeeper
Wann und wo Kunden einkaufen, dieser Prozess wird aufgrund der wachsenden Anzahl an Möglichkeiten zunehmend komplexer. Verständlich, dass Unternehmen daran interessiert sind, eine festere Kundenbindung aufzubauen. Das kann über Hardware als Gatekeeper funktionieren, wie es Apple mit dem iPod und iTunes einführte. Auch Amazon fährt seit einigen Jahren diese Strategie auf verschiedenen Ebenen erfolgreich. Mit günstiger Hardware wie Kindle, Fire TV, Echo und Dash Buttons verankert sich Amazon bei seinen Kunden.
„Neben Amazon und Google gibt es verschiedene Unternehmen, die an Gatekeeper-Konzepten arbeiten. Zum Beispiel Würth mit Lagerregalsystemen, die ihren Warenbestand selbständig überwachen und bei Bedarf Ware zur Nachbefüllung bestellen. Ein Konzept, das Sinn macht. Deswegen hoffe ich, dass sich dieses Jahr mehr Unternehmen mit der Gatekeeper-Thematik beschäftigen“, so Matthias Eckert.
Trend Nr. 6: Enterprise E-Commerce-Lösung
Es gibt schier unzählige Shopsoftware-Anbieter auf dem Markt. Und ständig kommen neue hinzu. Deswegen hat sich der Markt in den letzten Jahren in verschiedene Richtungen entwickelt: Auf der einen Seite gibt es einfache Lösungen für Start-ups und kleine Unternehmen, dazu zählen beispielsweise Shopify und WooCommerce. Auf der anderen Seite entstanden große Allround-Lösungen wie Magento Commerce und SAP Commerce Cloud (ehemals SAP Hybris), die eine Vielzahl an Funktionen und Modulen bietet
„Eine E-Commerce-Lösung sollte sich für den B2C und B2B eignen, Omnichannel-Konzepte und Multi-Instanzen-Systeme ermöglichen und zugleich stabil und hoch performant sein“, meint Tim Hahn. „Das sind die technischen Anforderungen, die wir regelmäßig von unseren Kunden hören. Diese können nur mit einer Enterprise-Lösung wie beispielsweise Magento Commerce realisiert werden.“
Was sind Ihre persönlichen E-Commerce-Trends, die Sie für dieses Jahr als wichtig erachten? Hinterlassen Sie uns Ihre Meinung als Kommentar!
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