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Konzeption eines international agierenden Onlineshops

Was sollte ein E-Commerce-System können und wie sollte es konzipiert sein, um Ihre Internationalisierungsstrategie optimal zu unterstützen? Wir beleuchten die wichtigsten technischen Faktoren, mit welchen Sie Ihren Onlineshop fit für mehrere Länder machen.

Synergien nutzen & Länderspezifika berücksichtigen

Der wohl wichtigste Faktor für die erfolgreiche Internationalisierung Ihrer E-Commerce-Tätigkeiten ist das grundsätzliche Setup Ihrer Systeme.

Bei dem Aufbau der Systeme und Schnittstellen ist es wichtig, so viel wie möglich zu standardisieren:

▸ Wählen Sie eine E-Commerce-Software, die Multistore-Fähigkeiten von Grund auf unterstützt.

▸ Arbeiten Sie mit einem PIM- System, um Ihre Produktdaten für die entsprechenden Märkte einfach auszusteuern und das Übersetzen der Texte zu strukturieren.

Nutzen Sie die Synergien und individualisieren Sie dort, wo es die Länderspezifika benötigen!

Ihr System sollte so ausgelegt sein, dass Sie mehrere Länder anbinden und Standard-Anforderungen von Anfang an berücksichtigt werden können. Bei jedem neuen Land, das hinzukommt, sollte das System dann individualisiert werden. Zwei Beispiele: Kennen Sie Swish oder iDEAL? Nein? Swish ist das beliebteste Mobile-Payment-System in Schweden. Es gibt sogar schon ein eigenes Verb „swisha“ (das Verb, wenn man jemandem per Swish Geld überweist). iDEAL ist dagegen in den Niederlanden die wichtigste Zahlungsmethode, an die alle großen Banken für Privatkunden angebunden sind.

Magento beispielsweise, ist sowohl in der Open-Source als auch der Commerce-Version ein Multistore-Shopsystem und unterstützt mehrere Länder und Sprachen in Form von Webseiten und Storeviews. Die Konfigurationen des Default Stores lassen sich übernehmen oder auch für einzelne Länder ändern. Zahlungsarten wie die oben erwähnten, können über Zahlungsanbieter integriert und selektiv für bestimmte Länder aktiviert werden. Auch die Produkte und der Content können vom Default abgeleitet werden. Durch Table Rates lassen sich spezielle Versandkosten je Land erstellen. Ebenfalls können die unterschiedlichen Steuern mit Magento abgebildet werden.

Neben der Basis der Systeme empfiehlt es sich zudem, das Look’n’Feel und den Grundaufbau des Frontends identisch zu gestalten. So nutzen Sie die Synergie, auf einem einheitlichen Theme aufzubauen und nicht für jedes neue Land von Null starten zu müssen. Zudem ist dies auch für ein einheitliches Markenbild wichtig. Doch auch im Front- end gilt: Passen Sie an, was angepasst werden muss, sofern die individuellen Bedürfnisse des Ziellandes dies erfordern. Hierzu gehören unter anderem die Preisdarstellung, Gewichtseinheiten und Farben. Letztere haben in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Bedeutungen und Bildwelten.

Internationales Domain- und SEO-Konzept

Überlegen Sie sich intensiv mit Ihrem Marketing- und SEO-Verantwortlichen, welche Domainstruktur Sie verfolgen möchten. Es existieren hier prinzipiell zwei empfehlenswerte Möglichkeiten:

  1. Multi-Domain-Konzept:

Country-Code-Top-Level-Domains (ccTLD), z.B. www.onlineshop.de für Deutschland und www.onlineshop.fr für Frankreich

  1. Single-Domain-Konzept:

Generic Top-Level-Domain (gTLD), z.B. www.onlineshop.com/de und www.onlineshop.com/fr

Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile: von Kommunikationsaspekten hin zu höheren Kosten für Domains sowie SSL-Zertifikaten. Bei der Internationalisierung Ihres Onlineshops ist es nicht entscheidend, welches Domainkonzept Sie verfolgen. Wichtig ist, dass Sie direkt vor dem Start eines neuen Länderstores die Basics für die Suchmaschinen legen.

Da viele Inhalte Ihres Onlineshops in den einzelnen Ländervarianten nahezu identisch sind, ist die Gefahr für Duplicated Content sehr hoch. Daher sollten Sie bei der Internationalisierung die folgenden SEO-Basics beachten, da diese essenziell für die Vermeidung sind. Dies erhöht die Auffindbarkeit Ihres neuen Länderstores für die Zielgruppe erheblich.

▸ Verwenden Sie das hreflang- Attribut, um Google für jede URL mitzugeben, für welche Sprache bzw. Region diese relevant ist. Ein Beispiel: <link rel=“ alternate“ hreflang=“fr-FR“ href= “https:// ww.onlineshop.fr/“ /> zeigt Google, dass diese URL für Kunden aus Frankreich Inhalte auf Französisch bereitstellt und somit besonders interessant sein könnte.

▸ Sie sollten daher zusätzlich mit dem Canonical-Tag arbeiten. Durch den Verweis im Canonical-Tag können Sie Google von identischen oder ähnlichen Seiten auf eine kanonische URL referenzieren, um so Duplicated Content zu vermeiden.

Performance und Hosting

Ein wichtiges Kriterium für eine zufriedenstellende Customer Experience ist eine schnelle Ladezeit des Onlineshops. Wer wartet schon gerne mehrere Sekunden, bis die Seite geladen ist?

Bei dem Konzept Ihres internationalen Onlineshops sollten Sie einen Hosting- Experten hinzuziehen, der sich mit multiregionalen Setups sowie idealerweise Multicloud-Strategien auskennt. Häufig ist die Anbindung zwischen Kontinenten nicht optimal. Daher sollten Sie auf ein multiregionales Setup mit Serverkapazitäten in allen Kontinenten setzen, in denen Sie agieren. Internationalisierung bedeutet immer auch Vergrößerung: mehr Besucher, mehr Zugriffe und längere Peak-Besuchszeiten durch verschiedene Zeitzonen. Denken Sie daher über eine Multicloud-Strategie nach: So kann bei Ausfällen ein zweites Setup die saubere Auslieferung der Seiten sicherstellen. Für Onlineshops sind meist große Daten, wie zum Beispiel Bilder, für eine längere Ladezeit verantwortlich. Daher ist es sinnvoll, dass diese immer vor Ort ausgeliefert werden. Wir empfehlen Ihnen hier den Einsatz eines Content Delivery Networks (kurz: CDN).

Testen Sie! Gerade im internationalen Kontext dürfen Sie nicht nur auf manuelle Tests setzen, sondern sollten automatisierte Performance-Tests erstellen. Führen Sie früh und kontinuierlich Stresstests durch, um Performancelücken noch vor Go-Live identifizieren zu können.

Die richtige Sprache

Jedem sollte klar sein, wie wichtig die gleiche Sprache ist, um die Zielgruppe erfolgreich zu erreichen. Die korrekte Übersetzung ist ein Must Have und ein wichtiges Akzeptanzkriterium für die Kunden! Aber gleichzeitig stellt dieser Punkt eine große Herausforderung dar. Alle Texte und besonderen Ausdrücke müssen sauber und passend zur Branche und zu Ihrem Produktportfolio übersetzt werden.

Im Rahmen des Internationalisierungs-Projektes sollten Sie nach Ende der Umsetzungsphase Zeit für die Übersetzungen einplanen. Diese werden idealerweise von einer Übersetzungsagentur angefertigt, die Sie bereits kennen oder über Branchenwissen verfügt. Dies hilft bei einer einheitlichen Sprache und wirkt sich positiv auf den Markenauftritt aus.

Iterative Rollouts & Onboarding-Planung

Sie möchten Ihren Onlineshop auf mehrere internationale Märkte ausweiten? Gehen Sie hierbei immer iterativ vor und planen Sie einen Markt nach dem anderen.

Jeder Go-Live ist mit Aufwand und auch Risiko verbunden. Daher sollten Sie sich Zeit nehmen für jeden einzelnen neuen Markt. Lernen Sie aus dem ersten Rollout und verbessern Sie sich in der Vorbereitung des nächsten internationalen Rollouts. Setzen Sie einen Onboarding-Plan ein, wie Sie Ihre Kollegen und Dienstleister vorab über den neuen Onlineshop informieren und schulen. Erweitern Sie diese interne Sichtweise durch die Planung von Marketingkampagnen und Services, die den Go-Live des neuen Onlineshops in dem Land bekannt machen. Kontrollieren Sie Ihre gesetzten Ziele und bauen Sie den Markt kontinuierlich durch entsprechende Erhöhung der Marketing- und Vertriebsmaßnahmen aus.

International erfolgreich mit Ihrem Onlineshop

Trotz der Vielzahl an Punkten, die Sie beachten müssen, ist eine Internationalisierung – gerade im Onlinehandel – eine gute und empfehlenswerte Möglichkeit für Wachstum und ein langfristig erfolgreiches Online-Business. Es bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Marke und das Produktsortiment einem deutlich größeren Zielpublikum anzubieten. Planen Sie daher Ihre Internationalisierungsstrategie gründlich und gemeinsam mit geeigneten und erfahrenen Partnern.

Überprüfen Sie jeden der genannten Faktoren und testen Sie auch einzelne Märkte aus: So könnten Sie zum Beispiel in einem neuen Land mit einem abgespeckten Produktportfolio starten. Dies ermöglicht es Ihnen, relativ schnell in den Markt einzusteigen und zu überprüfen, ob dieser Markt für Sie attraktiv ist und sich eine Ausweitung lohnt.


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Bilder: iStock, netz98

 

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Hartwig Göttlicher
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