Für die Entwicklung der meisten Onlineshopsysteme standen B2C-Herangehensweisen Pate. Das Geschäftskundensegment stellt allerdings ganz andere, wesentlich komplexere Anforderungen an eine E-Commerce-Plattform. Im Folgenden haben wir einige Kriterien zusammengestellt, auf die Sie bei der Wahl des passenden B2B-Shopsytems in jedem Fall achten sollten.
Besondere Anforderungen im B2B Shop
Das Onlinegeschäft ist zu einem der wichtigsten Verkaufskanäle aufgestiegen. Nicht nur im B2C haben die Händler die Notwendigkeit einer digitalen Verkaufsplattform erkannt. Auch im Geschäftskundenbereich wird ein performancestarker Webshop zunehmend wichtiger. Dabei muss ein B2B-Shopsystem spezielle Anforderungen erfüllen.
1. Bestellungen
Die Bestellfunktion ist ein essenzieller Bestandteil des B2B-Shopsystems. Diese sollte für die Kunden einfach zu verstehen und intuitiv zu bedienen sein. Wichtige Funktionen für den Bestellprozess, die mit dem B2B-Shopsystem möglich sein sollten, sind z.B. die Speicherung des Warenkorbs für wiederkehrende Bestellungen, das Exportieren des Warenkorbs beispielsweise als Excel oder PDF-Dokument oder der direkte Import des Warenwirtschaftssystems in den Warenkorb. Magento bietet in seiner B2B Edition viele Lösungen, die den Warenkorb zu einem zentralen Element des B2B E-Commerce machen.
2. Skalierbarkeit
Im E-Commerce ist die Zukunftssicherheit einer Software eine entscheidende Anforderung. Das gilt für B2B und B2C-Shopsysteme gleichermaßen. Über Schnittstellen – auch Webservices, wenn der Datenaustausch nicht zu umfangreich ist – und Module sollte sich die Shopsoftware daher flexibel an weitere Systeme (ERP, PIM, CRM, Fulfillment) anbinden lassen und sowohl funktional wie auch leistungsseitig für den individuellen Bedarf skalieren können.
3. Multistore/Multishop
Soll das Produktportfolio separat nach unterschiedlichen Themenbereichen angeboten werden, verschiedene Zielgruppen angesprochen oder eine Internationalisierungsstrategie mit mehreren Shops realisiert werden, ist die Unterstützung eines Multistore-Konzepts sehr hilfreich. Die Multistore-Umgebung ermöglicht dem Shopbetreiber, mehrere nach außen hin eigenständige Onlineshops zu verwalten. Installation und Datenstamm werden dabei zentral in einem Backend gepflegt. So können die Onlineshops noch gezielter auf die Kundengruppe oder den Zielmarkt ausgerichtet werden. Eine sehr moderne Methode, ein Backend für mehrere verschiedene Shop-Instanzen zu nutzen, ist der Headless-Ansatz. Hier werden Front- und Backend getrennt voneinander entwickelt. Das verhindert Datenengpässe und erlaubt dem Shopbetreiber ohne viel Entwicklungsaufwand mehrere Onlineshops zu betreiben.
4. Filteroptionen und intelligente Suche
Wenn ein Kunde das Produkt, das er sucht, im Onlineshop nicht findet, kauft er es auch nicht. Da gerade im B2B-Bereich das Produktsortiment in vielen Fällen sehr umfangreich und dadurch leicht unübersichtlich ist, sollte das B2B-Shopsystem über eine leistungsstarke Such bzw. Filterfunktion verfügen. Auch bei einer Studie der ibi research gaben die Befragten an, dass die Suchfunktion für sie in einem B2B-Shop am relevantesten ist.
Die Suchfunktion sollte im besten Fall in der Lage sein, die Suchbegriffe automatisch zu vervollständigen, zu korrigieren oder auch trotz eventueller Tippfehler oder bei der Verwendung eines Synonyms, dem Kunden das passende Produkt anzuzeigen. Auch die direkte Suche mittels der Artikelnummer sollte möglich gemacht werden. Die Suche sollte zudem konfigurierbar sein, damit Filteroptionen an das Sortiment des Shopbetreibers angepasst werden können. Auf Magento E-Commerce-Plattformen wird die Search-Engine Elasticsearch am häufigsten eingesetzt. Ab Magento 2.4 ist diese sogar fest im Code-Kern von Magento implementiert.
5. Customizing
B2B-Shops sollen die Effizienz der Vertriebs- und Einkaufsprozesse bei Anbieter und Kunde steigern. Das Shopsystem muss daher die für Kunden gewohnten und nützlichen Standardprozesse im B2B sinnvoll abbilden. Es muss sich aber auch an die individuellen Workflows des Anbieters sowie an branchenspezifische Prozesse anpassen lassen. Neben der Integration verschiedener Features sollte z.B. auch das Design des Frontends individuell auf den Kunden angepasst werden können und sich vom Standart-Template abheben. Ein neuer Ansatz hierzu bietet beispielsweise die Integration von Vue Storefront – eine PWA-Frontend-Lösung, die headless agiert und so mit fast jedem Shopsystem harmoniert.
6. B2B-Plattformen mit B2C-Merkmalen
Leistungsfähige und einfach kombinierbare Funktionen für ein einheitliches Frontend, eine intuitive Navigation, schneller Seitenaufbau, eine nutzerfreundliche Produktsuche und -präsentation, ein übersichtlicher Warenkorb und ein einfacher Checkout: Diese im B2C geforderten Eigenschaften werden auch von einem B2B-Shopsytem erwartet. Dazu erfolgt der Zugang zum Internet zunehmend auch im B2B-Bereich über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Der Kunde muss den Onlineshop standortunabhängig und zu jeder Zeit aufrufen können. Die Möglichkeit einer umfassenden mobilen Optimierung des B2B-Onlineshops ist demnach unerlässlich. Eine Einheitslösung für diese Anforderungen ist zum Beispiel die bereits erwähnte Technologie Progressive Web Apps (PWA). Auch hier ist Vue Storefront ein äußerst hilfreiches Tool.
7. Individuelle Preise
Anders als bei Onlineshops für den Endkunden werden im Geschäftsbereich oftmals kundenindividuelle Preise und Einkaufskonditionen vereinbart. Diese gilt es auch auf der E-Commerce-Plattform richtig abzubilden. Das gewählte B2B-Shopsystem muss deshalb in der Lage sein, für einen Artikel verschiedene Preise zu hinterlegen und diese beim Kunden richtig auszuspielen.
8. Produktdatenverwaltung
Da die Produktdaten oft aus verschiedenen Quellen stammen oder in unterschiedlichen Formaten vorliegen, ist es wichtig, diese einheitlich im Shop zu hinterlegen. Beispielsweise sorgt die Integration eines PIM-Systems für ein übersichtliches Produktdatenmanagement. Auch Produktbilder, Videos und PDF-Dokumente können hiermit verwaltet werden. Liegen die Produktdaten zentral an einer Stelle, können diese z.B. für kundenindividuelle Sortimente und Angebote oder für Werbung genutzt werden. Zudem weckt eine detaillierte Produktbeschreibung oftmals beim Kunden den finalen Kaufimpuls.
9. Rechte- und Rollenmanagement
Ein ausgeklügeltes Rechte- und Rollenmanagement ist im Geschäftskundenbereich unerlässlich. Schließlich ist für den Einkauf von Produkten in der Regel nicht nur eine Person zuständig. Haben die Einkäufer unterschiedliche Befugnisse, z.B. hinsichtlich des Budgetsrahmen oder der Bestellmenge sollten die unterschiedlichen Hierarchien auch im B2B-Shopsystem hinterlegt werden können. So erhalten die Mitarbeiter nur den ihnen zugeteilten Zugriff auf das System. Dies ist ein weiteres Feature, das in der Magento B2B Edition einen sehr großen Stellenwert hat.
10. Sicherheit
Auch bei Geschäftskunden spielt das Thema Sicherheit eine entscheidende Rolle bei der Wahl des passenden Shopsystems. Dieses sollte die Payment Card Industry Data Security Standards (PCI-DSS) und Payment Application Data Security Standards (PA-DSS) erfüllen. Die Einhaltung dieser Richtlinien zur Sicherung von Kreditkartenzahlungen wirkt sich positiv auf die Gesamtsicherheit des Systems aus, da damit Datenzugriffe auf ein Minimum reduziert und personenbezogene Daten verschlüsselt werden.
Bilder: pixabay, ibi research