Digitale Barrierefreiheit
Für E-Commerce-treibende Unternehmen ist ein barrierefreier Onlineshop nicht nur wichtig, sondern ab 2025 auch verpflichtend. netz98 verhilft ihnen zu digitaler Barrierefreiheit ihrer E-Commerce-Präsenz.
Die große Bedeutung von barrierefreien Onlineshops und Webseiten ist vielen Unternehmen noch nicht bewusst. Allein in der EU leben etwa 101 Millionen Menschen mit Behinderung, davon über 10 Millionen in deutschen Privathaushalten. Daher ist es essenziell, ein barrierefreies Onlineangebot für diese große Gruppe an potenziellen Kunden zu schaffen.
Eine barrierefreie Website ist entscheidend, um für alle Besucher Ihres (Online-)Angebotes eine großartige Nutzererfahrung zu schaffen.
Menschen mit Behinderung leben in der EU
Quelle: europa.eu
Menschen davon leben in deutschen Haushalten
Quelle: destatis.de
Erfolgskriterien zur Bewertung der Barrierefreiheitsstufe
Quelle: w3.com
Bedeutung Barrierefreiheit
Zugänglichkeit und Transparenz im
E-Commerce
Barrierefreiheit bedeutet Zugänglichkeit für alle. Was in vielen Bereichen des täglichen Lebens schon Standard ist, sollte auch im E-Commerce den gleichen Stellenwert haben: allen Menschen – unabhängig von technischen, motorischen, kognitiven Voraussetzungen – muss die Möglichkeit gegeben werden, dieselbe Shop-Experience erfahren zu können: Attribute wie Informationen, Nutzbarkeit, Funktionalität und Verständlichkeit sollten ohne Einschränkung verfügbar sein.
Konkret bedeutet das, dass eine Webseite beispielsweise sowohl für Menschen ohne visuelle Einschränkung als auch für blinde Menschen, die bei der Webseitennutzung auf technische Hilfsmittel angewiesen sind, Möglichkeiten bietet, um an die gewünschten Informationen zu kommen.
Um das zu erreichen, müssen allem voran die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.2) eingehalten werden. Sie werden zusammengefasst in 4 Prinzipien:
Wahrnehmbarkeit
Verständlichkeit
Bedienbarkeit
Robustheit
Barrierefreiheit
Richtlinien und gesetzliche Lage
Bei der Umsetzung von barrierefreien Webseiten werden die Web Content Accessibility Guidelines 2.2 (WCAG) des W3C als Vorlage genommen. Sie sind der internationale Standard. In Europa ist die Norm EN 301 549 Standard und sollte befolgt werden. Die Einhaltung der Normen wird anhand von 78 Erfolgskriterien bewertet. Der erreichte Umfang der Erfolgskriterien wird wiederum in die drei Barrierefreiheitsstufen A, AA und AAA unterteilt. Dabei ist A die niedrigste und AAA die Höchststufe.
Diese Abstufungen sehen wie folgt aus:
A-Standard
AA-Standard
AAA-Standard
In Deutschland etwa ist die Stufe AA ist seit 2019 für Seiten von öffentlichen Stellen verpflichtend. Die Anforderungen werden durch die BITV 2.0 definiert, die auch auf den WCAG basiert. Die geltenden Verpflichtungen werden im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) bestimmt.
Ab 2025 (Stichtag 28.6.25) sind die Richtlinien auch für Webauftritte für nicht-staatliche Webseiten verpflichtend – dies gilt insbesondere Webshops und andere Seiten, die eine konkrete Dienstleistung anbieten.
Wer profitiert von Barrierefreiheit?
Bei Barrierefreiheit denken viele oft lediglich an „Menschen mit Behinderung“. Ganz konkret betrifft dies aber eine viel größere Gruppe aus Personen mit akuten oder chronischen visuellen, akustischen, motorischen und/oder weiteren Einschränkungen. Durch die Gestaltung barrierefreier Webauftritte wird diesen Menschen der Zugang immens erleichtert. Ein barrierefreier Webauftritt bietet demnach auch für folgende Personenkreise eine erhöhte Nutzbarkeit:
- Nicht-Muttersprachler.
- Menschen mit kognitiven Einschränkungen: Verbesserte Navigation, Reihenfolgen oder klareres Wording.
- Ältere Menschen: Erwartbare, intuitive Strukturen, typografische Anpassungen wie Schriftgrößen, Zeilen und Zeichenabstände, Kontraste.
- Nicht-Desktop User: Mindestgrößen von Bedienflächen, Schriftgrößen und Kontraste spielen eine große Rolle bei der Outdoor-Nutzung!
- Für alle User: Ein barrierefreier Webauftritt senkt die Frustration bei der Nutzung (etwa ausgelöst durch Orientierungslosigkeit) deutlich.
Vorteile
Was Barrierefreiheit Ihrem
Unternehmen bringt
Die digitale Barrierefreiheit ist keinesfalls nur eine gesetzlich vorgeschriebenes Muss, sondern liefert durch die Umsetzung eine ganze Reihe von Vorteilen für alle Beteiligten. Auch Shopbetreiber können sich die zahlreichen Benefits zunutze machen und so Ihre E-Commerce-Plattform noch erfolgreicher machen.
Vorteile für shopbetreibende Unternehmen:
Breitere Zielgruppe: Allein über 1.2 Millionen sehbehinderte und blinde Menschen leben in Deutschland – Eine große Gruppe an Personen, die zusätzlich den Zugang zu den Produkten und Angeboten eines Onlineshops erlangen können.
Erhöhte Nutzerfreundlichkeit: Eine E-Commerce-Plattform, bei der schon während der Projektentwicklung ein starker Fokus auf Barrierefreiheit gelegt wird, ist im Endresultat höchst funktional und hat einen hohen Grad an Bedienbarkeit. Dieser Fokus hilft dem UX-Team bei der Entwicklung durch konkrete Vorgaben.
Erhöhte SEO-Freundlichkeit: Da Nutz- und Bedienbarkeit wichtige Faktoren bei der Ermittlung von Suchmaschinen-Freundlichkeit sind, ist ein barrierefreier Onlineshop automatisch höher geranked unter den Suchanfragen. Mehr dazu hier.
Konsistentes Design: Durch die Orientierung an Richtlinien und Empfehlungen entsteht ein konsistentes Grundgerüst bei Content-Pflege sowie Design-, UX- und Entwicklungsfragen. Dies führt auch dazu, dass das UX-Team zum Beispiel enger mit dem Qualitätsmanagement zusammenarbeitet.
Weitere vorteile
Digitale Barrierefreiheit und SEO
Die Schaffung der Zugänglichkeit für alle bezieht sich aber nicht nur auf die E-Commerce-Plattform, sondern hat auch Auswirkungen auf Suchmaschinen-Optimierung:
Digitale Barrierefreiheit ist mittlerweile ein Bewertungskriterium für den SEO-Score und hat dementsprechend großen Einfluss auf die Sichtbarkeit eines Onlineshops. Kontraste, Vermeidung doppelter IDs und Titel, klare Reihenfolgen sowie lesbare Schriften sind allesamt Attribute, die in die Bewertung des SEO-Scores einfließen.
Allein die Implementierung eines Screenreaders (Bildschirmleseprogramme, genutzt von Menschen mit Sehbehinderungen) bringt hier schon erhebliche Vorteile. Denn was für Screenreader lesbar ist, kann auch ein SEO-Crawler lesen. Was maschinell Sinn macht und Struktur aufzeigt, beschrieben und erklärt wird, bekommt ein höheres Ranking. Zudem ist Accessibility wie bereits erwähnt ein Bestandteil des Lighthouse Scores.
Mehr Infos zu dem Thema, inklusive Praxisleitfaden, gibt es in unserem Blog:
Praxistipps
Maßnahmen für einen existierenden Shop
Das Standard-Frontend von Magento 2 (Adobe Commerce) erreicht von Haus aus nicht die Anforderungen des AA-Standards. Dennoch gibt es viele Quick Wins, die mit einem Magento 2-Frontend problemlos und mit geringem Aufwand umsetzbar sind. Bereits dadurch können Mindeststandards erreicht werden. Eine barrierefreie Arbeitsweise sollte sowohl bei der Feature-Entwicklung (Konzeption, UX, Entwicklung) als auch bei der Content-Pflege etabliert werden.
Einige dieser Änderungen haben ein anderes Erscheinungsbild zur Folge, vor allem hinsichtlich der Anpassung von Schriftgrößen und Klickflächen. Die Stellen, an denen Schriftgrößen nicht angepasst oder Kontraste nicht eingehalten werden können (Texte auf Grafiken von Marketingkampagnen), lassen sich stattdessen als Workaround mit aussagekräftigen Alternativtexten versehen. Dies sollte jedoch nur dort zum Einsatz kommen, wo eine Alternative nicht umsetzbar ist.
Möglichkeiten bei einem Relaunch
Bei einem Frontend-Relaunch ist es sinnvoll, über die Auswahl der technischen Basis nachzudenken. Grundlegende Voraussetzungen im Template können die Barrierefreiheit von Beginn an erleichtern. Zudem bieten die verschiedenen technischen Lösungen (Hyvä, Headless-Ansatz etc.) unterschiedliche Anpassungsmöglichkeiten:
- Wird ein Webauftritt neu aufgezogen, können auch tief verankerte Funktionalitäten und Elemente barrierefrei aufgebaut werden. Dies gilt vor allem für die Zugänglichkeit von Screenreadern und Suchmaschinen, die zum Beispiel mit mehrfach auftretenden identischen IDs nicht zurechtkommen.
- Es empfiehlt sich, das Seitengerüst von Beginn an mit hochwertigem HTML aufzubauen. So werden die einzelnen Bereiche entanonymisiert und beispielsweise für Personen, die die Tastatur zur Steuerung verwenden, einfacher erreichbar.
- JavaScript, etwa für optische Highlights, sollte weitgehend eingespart werden, denn vieles ist mittlerweile mit CSS umsetzbar. Dadurch wird dieser Content direkt gerendert und zugänglich gemacht – Abstriche bei der Performance fallen weg.
- Je flexibler die gewählte technische Lösung in der Template-Entwicklung ist, desto besser kann von Beginn an der AA-Standard berücksichtigt werden.
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Bei netz98 haben wir ein dediziertes Beratungspaket zusammengestellt, das Unternehmen bei der Optimierung Ihrer E-Commerce-Plattformen auf Barrierefreiheit von Anfang bis Ende unterstützt. Wir beraten Sie von einem initialen Audit, bis hin zu Prozess- und Workflowoptimierungen eines barrierefreien Onlineshops – wir freuen uns auf Ihre Anfrage!